Sabrina Arend im Kothen, Bild: Alexander Heinz
Sabrina Arend im Kothen, Bild: Alexander Heinz

Ratingen-Lintorf | Wer in diesen Tagen die Kneipe „Zum Kothen“ in der Lintorfer Dorfmitte betritt, spürt schnell: Hier ist etwas in Bewegung geraten, ganz leise, herzlich und mit klarer Handschrift. Seit gut einem Jahr führt Sabrina Arend (33) die traditionsreiche Gaststätte am Ritterskamp, die für viele ältere Bewohner des Dorfes noch an ihrem alten Standort an der Ecke Speestrasse/Krummenweger Str. hatte. An dem Platz wo jetzt die Sparkasse HRV zu finden ist. Für Sabrina ist der Kothen mehr als ein Arbeitsplatz. „Das ist mein Wohnzimmer in Lintorf“, sagt sie. Ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, sich kennen, sich austauschen – und sich ein Stück weit auch zu Hause fühlen.


Die junge Wirtin ist dabei kein neues Gesicht hinter der Theke. Schon vor der Übernahme arbeitete sie im Kothen, der zuvor von Dirk Poensgen geführt wurde. Als sich im vergangenen Jahr die Gelegenheit ergab, die Kneipe zu übernehmen, zögerte Sabrina Arend nicht lange. „Ich wollte mir eine eigene Zukunft aufbauen und meine Vorstellung von einer modernen Kneipe umsetzen“, sagt sie. Eine Kneipe, die mit der Zeit geht – ohne ihre Seele zu verlieren.

Schon kurz nach der Übernahme begann sie, dem Kothen ihren eigenen Stil zu geben: mehr Gemütlichkeit, ein frischer Look, ein spürbar weiblicher Touch. Kleine Veränderungen, die Wirkung zeigten. Auch die Stammgäste, denen der Kothen seit jeher als Treffpunkt dient, nahmen den neuen Charme schnell an. Denn trotz neuer Akzente blieb das Herz des Lokals unverändert: Kommunikation, Nähe und das Gefühl, willkommen zu sein.

„Die Grundidee war immer: Menschen zusammenbringen“, erklärt Sabrina Arend. Daran hat sich nichts geändert. Ob nach der Arbeit, am Wochenende oder zu besonderen Anlässen – der Kothen bleibt ein Ort der Begegnung mitten im Dorfleben. Dass der Name dabei Tradition trägt, ist für die neue Betreiberin Verpflichtung und Ansporn zugleich.

Parallel zur Selbstständigkeit hat sich auch privat vieles verändert. Sie und ihr Lebensgefährte Roman Gorell sind am 21. August Eltern geworden. Die Zwillinge Leon und Noel kamen zur Welt und eroberten sofort die Herzen aller „Familienmitglieder“ des Kothen. Für die junge Familie bedeutet das Alltagsorganisation auf mehreren Ebenen. „Wir teilen uns nicht nur die Verantwortung für unsere Kinder, sondern auch für unsere Gäste“, sagt Sabrina Arend lachend und meint es dennoch sehr ernst.

Gerade diese Balance zwischen Familie und Beruf war ihr von Anfang an wichtig. Möglich wird sie durch ein eingespieltes Team, auf das sie sich verlassen kann. Neben ihrer Schwester Dani, mit bürgerlichem Namen Daniela Achterfeld, gehören auch Lisa Ohlenmacher und Sabrina Schmidt zum Team des Kothen. Flexible Arbeitszeiten und gegenseitige Rücksichtnahme sorgen dafür, dass Selbstständigkeit und Familienleben nicht in Konkurrenz stehen müssen.

Auch das Angebot der Kneipe wurde behutsam weiterentwickelt. Einzelne Akzente wurden neu gesetzt, Veranstaltungen modernisiert, Abläufe angepasst. Doch das Grundgefühl ist geblieben: Der Kothen will kein austauschbarer Szeneladen sein, sondern ein lebendiger Treffpunkt für Jung und Alt. Ein Ort, an dem man sich kennt – oder sich zumindest schnell kennenlernt. Dazu tragen auch die neuen Veranstaltungen bei die auf die Gäste zukommen. Neben den traditionellen Vereinstreffen des SV Hösel im Kothen und dem Besuch der Ratinger Spiesratze Grün-Weiss e.V., dem Prinzenpaar der Stadt und vielen anderen etabliert Sabrina auch neue Formate wie zum Beispiel die Pyjama Party am 27. Dezember ab 19 Uhr oder den Winterzauber der schon am 13. Dezember stattfindet. Ab 16 Uhr öffnet der Kothen seine Türen und der Weihnachtsmann kommt persönlich vorbei. Nachdem er sich erst draußen um die Kinder gekümmert hat geht er anschließend mit seinem goldenen Buch in den Kothen um den Stammgästen bei Glühwein die Leviten zu lesen. Sabrina hofft das die Kinder bis dahin den Weihnachtsbaum des Kothen mit vielen bunten Kugeln und Wünschen verziert haben, daß dieser für die ganze Weihnachtszeit ein schönes Zeichen für Zusammenhalt und Familie ist.

Dass ihr Konzept aufgeht, zeigt der Blick in den Gastraum und den Wintergarten. Viele bekannte Gesichter, neue Gäste, Gespräche, Lachen. Sabrina Arend ist dabei oft mittendrin statt nur dabei. Gastgeberin im besten Sinne – aufmerksam, offen, präsent.

Oder wie sie selbst sagt: „Im Kothen sitzt man nicht einfach nur zusammen. Man gehört irgendwie immer ein bisschen dazu.“

Und genau das macht den Charakter dieser Kneipe aus, gestern wie heute.