Die Archäologin Cordula Brand sichtet die unter der Grabenstraße gefundenen Mauerreste. Foto: Stadt Ratingen
Die Archäologin Cordula Brand sichtet die unter der Grabenstraße gefundenen Mauerreste. Foto: Stadt Ratingen

Ratingen. Steinerne Zeugen der Vergangenheit wurden im Februar bei Bauarbeiten in der Grabenstraße entdeckt: die Reste einer Mauer, die vermutlich das Ratinger Vordorf Vowinkel bis zum Dreißigjährigen Krieg umschlossen hat. „Durch diesen Fund können wir die spätmittelalterliche Geschichte Ratingens um ein spannendes Puzzlestück ergänzen“, sagt Stadtkonservator Dr. Jan Richarz. Die Mauerreste unter der Straße wurden archäologisch gesichtet und dokumentiert, bevor die Stadtwerke die Arbeiten zur Verlegung von Fernwärmeleitungen nach kurzer Pause fortsetzen konnten.


Wo die eigentliche Ratinger Stadtmauer verläuft, ist auch im heutigen Stadtbild an vielen Stellen sichtbar. Urkundliche Zeugnisse gaben Hinweise auf den möglichen Verlauf der Dorfmauer. Daher erließen die Untere Denkmalbehörde und das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland beim LVR die Auflage einer archäologischen Begleitung, als die Stadtwerke ihre Leitungsarbeiten in der Grabenstraße anmeldeten. Es war insofern keine vollständige Überraschung, als die Arbeiter in etwa zwei Metern Tiefe eine Mauerstruktur aus Bruchsteinen freilegten.

Die Mauer setzt direkt auf dem Fels an und ist etwa 60 Zentimeter breit. Die einfachen Bruchsteine sind mit einem weichen Mörtel versetzt. Auf der Seite, die der Stadt zugewandt ist, wurde eine Verfüllung mit Funden aus der Frühen Neuzeit dokumentiert, die noch genauer datiert werden müssen.

Es sieht also so aus, als sei die spätmittelalterliche Befestigung des Vordorfs Vowinkel eine Mauer aus Bruchstein gewesen, und zum ungefähren Verlauf eines stadtseitigen Ausschnitts gibt es ein dokumentiertes Zeugnis. „Wir nehmen an, dass die Leitungsarbeiten die Mauer angeschnitten haben und im weiteren Verlauf das kleine Tor namens Vowynckler Porte gelegen hat“, sagt Dr. Jan Richarz. Ob sich jemals weitere Zeugnisse finden, ist ungewiss. Vermutlich wurden die Steine der Mauer nach dem Dreißigjährigen Krieg anderweitig als Baumaterial verwendet.