Ein Teil der Beschäftigten von Mühlhause bei der "aktiven Mittagspause" vor dem Werkstor. Foto: privat
Ein Teil der Beschäftigten von Mühlhause bei der "aktiven Mittagspause" vor dem Werkstor. Foto: privat

Velbert. Die Beschäftigten der Firma Mühlhause wollen in die Tarifbindung und erhöhen den Druck auf den Arbeitgeber. Mit einer aktiven Mittagspause vor dem Werkstor, haben sie diese Woche ihren Forderungen Nachdruck verliehen.


„Seit Anfang des Jahres hängt der Haussegen bei der Firma Mühlhause, den Stanz- und Umformspezialisten in Velbert schief. Die Beschäftigten sind mit ihrer Einkommenssituation sehr unzufrieden und möchten mit ihrer Gewerkschaft, der IG Metall, einen Haustarifvertrag durchsetzen“, schildert Hakan Civelek, Geschäftsführer IG Metall Velbert, die Situation aus Sicht der Arbeitnehmer. Nach Angaben der IG Metall ist die Firma Mühlhause bisher nicht tarifgebunden und für die knapp 140 Beschäftigten gelten die branchenüblichen Tarifstandards nicht.

Auch der Betriebsratsvorsitzende Ümüt Ersin beklagt sich über die tarifliche Situation: „Wir haben uns an die IG Metall gewandt, weil es so nicht mehr weitergehen kann. Es gibt bei uns Beschäftigte, die haben teilweise seit 16 Jahre keine Lohnerhöhung erhalten. Gerade vor diesem Hintergrund trifft uns die Inflation extrem hart. Jeder merkt es im Supermarkt, an der Zapfsäule oder bei der Begleichung der horrenden Energierechnungen. Wir sind an der Belastungsgrenze angekommen. Jetzt wollen wir eine faire Bezahlung und einen Haustarifvertrag, in dem die Lohnstrukturen im Betrieb verlässlich geregelt werden. Das permanente Bittstellen muss endlich aufhören“, so Ersin.

Seit April verhandeln IG Metall und Arbeitgeber über den Abschluss eines Haustarifvertrages. Die Gewerkschaft fordert für dieses und nächstes Jahr eine Inflationsausgleichsprämie von jeweils 1.500 Euro und eine Erhöhung der Entgelte für 2023 um 5,2 Prozent und 2024 um weitere 3,3 Prozent. Außerdem sollen die Einkommen schrittweise an das Tarifgefüge der Metall- und Elektroindustrie angeglichen werden.

„Nach zähen Verhandlungen hat der Arbeitgeber ein Gegenangebot unterbreitet, dass die IG Metall als unzureichend abgelehnt hat“, erklärt Civelek weiter. Demnach soll nur ein Viertel der Beschäftigten 2023 eine Entgelterhöhung von knapp 1€ pro Stunde erhalten. Erst 2025 soll es dann für alle gewerblichen Beschäftigten eine Entgelterhöhung geben. In der Zwischenzeit soll die von der Gewerkschaft geforderte Inflationsausgleichsprämie gezahlt werden. „Derzeit möchte der Arbeitgeber sein Angebot nicht verbessern und steht für weitere Verhandlungen nicht zur Verfügung“, so Civelek.

Nach Angaben der IG Metall hätte die Annahme für die Beschäftigten einen massiven Reallohnverlust zur Folge. „Die Beschäftigten leiden jeden Tag unter der starken Inflation. Der Kaufkraftverlust ist enorm. Sie brauchen schnell eine Entlastung und nicht erst 2025“, so Ullsperger. Tatsächlich sind die Verbraucherpreise in den letzten Jahren gestiegen. Die Teuerungsrate lag 2021 bei 3,1% und ist 2022 auf 6,9% gestiegen. Für 2023 sagen die Prognosen eine Inflation von 6% voraus und auch für nächstes Jahr ist anzunehmen, dass sich die Inflation nicht auf ein Normalmaß einpendeln wird.

Die Beschäftigten erhöhen nun den Verhandlungsdruck auf den Arbeitgeber. Am 04. Oktober fand eine so genannte aktive Mittagspause statt. Die Beschäftigten haben sich während der Mittagspause vor dem Werkstor getroffen und den Arbeitgeber aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Die heutige Aktion ist gewissermaßen der letzte Warnschuss. Sollte der Arbeitgeber nicht zur Vernunft kommen, werden wir Arbeitskampfmaßnahmen einleiten müssen“, sagte der Gewerkschafter Ullsperger.