
Leverkusen/Frankfurt (dpa) – Der Pharma- und Agrarchemie-Konzern Bayer schließt definitiv den Frankfurter Standort – bekennt sich aber zu seinen anderen Werken in Deutschland.
Das Dax-Unternehmen gab in Leverkusen eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat bekannt, wonach es zwar bis 2030 eine Bestandsgarantie für seine Standorte in Deutschland gibt. Der Frankfurter Standort mit circa 500 Beschäftigten ist hiervon aber ausgenommen. Diesen wird Bayer schrittweise bis 2028 aufgeben. Das im Mai bekanntgegebene Vorhaben ist damit fix.
Vorstandschef Bill Anderson sagte, Deutschland bleibe wichtig für Bayer. Arbeitnehmervertreter äußerten sich zurückhaltend. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende des Konzerns, Heike Hausfeld, und IG-BCE-Gewerkschafter Francesco Grioli teilten mit, dass der Rückzug aus Frankfurt «ein herber Schlag für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch für den Unternehmensstandort Deutschland insgesamt» sei.
«Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte»
Die IG BCE und der Bayer-Betriebsrat hatten die Schließung des Standorts im Frankfurter Industriepark Höchst zuvor als «Zäsur in der 162-jährigen Konzerngeschichte» genannt. Damit gebe Bayer erstmals einen Standort in Deutschland auf.
In den Verhandlungen sei aber wichtig gewesen, weitere Standortschließungen in den kommenden Jahren auszuschließen, so Hausfeld und Grioli. «Uns geht es darum, faire, sichere und tragfähige Perspektiven für alle zu schaffen – das ist uns mit den Eckpunkten zur Gemeinsamen Erklärung gelungen.»
Für Frankfurt, wo Bayer etwa Pflanzenschutzmittel erforscht und produziert, wurde ein Paket vereinbart, um den Jobabbau sozialverträglich zu gestalten. Es beinhaltet Abfindungsangebote sowie Hilfe, wenn Beschäftigte nach Monheim (NRW) wechseln – dort ist die Zentrale des Konzernbereichs Agrarchemie.
Milliardenschwere Rechtsrisiken
Bayer steckt in einer schwierigen Phase, milliardenschwere Rechtsrisiken aus dem Glyphosat-Geschäft in den USA belasten das Unternehmen. Hinzu kommt, dass das Agrargeschäft schwächelt und der Kostendruck hoch ist – auch wegen Konkurrenz aus Asien.
Bayer hat in den vergangenen Jahren die Verwaltung gestrafft und Managementstellen abgebaut. Ende 2024 beschäftigte Bayer knapp 93.000 Menschen – nach knapp 100.000 ein Jahr zuvor. Seit Einführung eines neuen Organisationsmodells wurden bereits rund 11.000 Stellen abgebaut.