Erkelenz (dpa/lnw) – Es ist ein emotionales Thema: Nach dem vorgezogenen Ausstieg aus Förderung und Verstromung von Braunkohle steht für die fünf vor dem Abbaggern geretteten Dörfer am Tagebau Garzweiler eine Entscheidung über die künftigen Ortsnamen bevor. Am Mittwochabend ab 18 Uhr stimmt der Stadtrat von Erkelenz ab.
Von den ursprünglich fast 1.600 Bewohnern leben noch 229 Einheimische in den Orten am Tagebau, außerdem 354 Geflüchtete. Die Dörfer gehören zur Stadt Erkelenz mit insgesamt 45.000 Einwohnern.
Der Beschluss über das Ende der Kohleförderung wurde getroffen, als viele der Bewohner schon umgesiedelt waren. Sie leben in Neubauvierteln, die den gleichen Namen wie die Dörfer am Tagebaurand haben, nur mit dem Zusatz «neu». Da es auf dem Stadtgebiet von Erkelenz nicht mehrere Orte mit gleichem Namen geben soll, entscheidet der Stadtrat. Geplant ist, dass sowohl über die Namen der Altdörfer Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich und Berverath, als auch über die Namen der neuen Dörfer einzeln abgestimmt wird.
Ziel: tragfähige, für alle akzeptable Lösung
Eine einfache Lösung könnte sein, dass der bisherige Ortsname durch den Zusatz «alt», beziehungsweise «neu» ergänzt wird. Zur Diskussion steht auch, dass die Dörfer Unterwestrich und Oberwestrich ihre Namen behalten und der Umsiedlungsstandort künftig Westrich heißt. Die neuen Ortsnamen sollen am 1. Juli 2026 in Kraft treten.
Für die Stadt Erkelenz ist erklärtes Ziel, gemeinsam eine tragfähige und für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu entwickeln. Sie soll den historischen, emotionalen und praktischen Aspekten dieser besonderen Situation gerecht werden. Die Bürger hatten Namensvorschläge einreichen können.
Orte waren lange Schauplatz von Klima-Protesten
Die Orte am Tagebau Garzweiler südlich von Mönchengladbach waren lange Schauplatz der Proteste von Klimaschützern gegen den Abbau von Braunkohle. Der von Klimaaktivisten besetzte Ort Lützerath wurde im Januar 2023 von Tausenden Polizisten geräumt und verschwand bald darauf im Tagebau. Die Gerichte hatten grünes Licht gegeben.
Am benachbarten Tagebau Hambach gab es im vorigen Sommer eine Umbenennung. Das einstige Dorf Morschenich heißt nun Bürgewald. Den Namen Morschenich trägt der Ort, an dem die umgesiedelten Bewohner leben.