Köln (dpa/lnw) – Große Teile der Kölner City werden am Mittwoch nahezu menschenleer sein – weil am Rheinufer drei Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden. Zuvor müssen die Behörden sicherstellen, dass die komplette Altstadt geräumt ist, aber auch Teile der Einkaufszone in der Innenstadt sowie ein großer Teil des rechtsrheinischen Stadtteils Deutz. Dort liegen am Ufer auch die drei amerikanischen Bomben, die am Montag bei der Vorbereitung von Straßenbauarbeiten entdeckt wurden.
Etwa 20.000 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. Zudem müssen fast 60 Hotels und Pensionen geräumt werden. Unternehmen sind ebenso betroffen. So sendet RTL statt aus seiner Zentrale zeitweise aus dem Außenbezirk Ossendorf und aus dem Studio Berlin. Anderes werde aufgezeichnet, teilte der Fernsehsender mit. RTL hat seinen Sitz in den mehr als 100 Jahre alten historischen Messehallen in Deutz.
Meistbefahrene deutsche Eisenbahnbrücke gesperrt
Außerhalb der Sperrzone liegen Dom und Hauptbahnhof. Doch die darauf zuführende Hohenzollernbrücke – die meistbefahrene Eisenbahnbrücke Deutschlands – muss ebenfalls geschlossen werden. Ebenso ist der Bahnhof Köln-Messe/Deutz im Evakuierungsbereich, nicht aber die Messe selbst. Das erleichtert die Sache für manches Hotel: «Der Großteil unserer Gäste geht auf die Messe», sagte ein Sprecher des Hyatt Regency. «Die gehen vor 8 Uhr raus und kommen abends wieder, wenn hoffentlich alles vorbei ist.»
Wie lange die Sperrung dauern wird, lässt sich nach Angaben der Stadt vorab nicht sagen. Das hänge davon ab, wie lange die Bombenentschärfer bräuchten. Wann die Experten mit ihrer Arbeit beginnen können, hängt wiederum davon ab, ob sich Leute weigern, ihre Wohnungen zu verlassen – was in der Vergangenheit öfter vorgekommen ist. Dadurch ergeben sich dann mitunter lange Verzögerungen. Am Morgen sollte um 8.00 Uhr der erste «Klingeldurchgang» gemacht werden. Dabei wird nachgesehen, ob die Menschen ihre Wohnungen verlassen haben. Weitere Durchgänge werden folgen.
Hochzeiten werden kurzfristig in Außenbezirk verlegt
15 Paare wollten sich am Mittwoch im Historischen Rathaus in der Kölner Altstadt das Ja-Wort geben. Das ist nun nicht möglich – aber absagen müssen sie ihre Hochzeit deswegen nicht: Die Trauungen würden in den Stadtteil Porz verlegt, sagte eine Stadtsprecherin.
Auch die Kultur ist betroffen: Einrichtungen wie das Museum Ludwig und das Wallraf-Richartz-Museum schließen. Das Hänneschen-Theater hat die Familienvorstellung am Nachmittag abgesagt. Die Kölner Philharmonie sagte ein Konzert des WDR-Sinfonieorchesters für den Abend ab. Die Lanxess-Arena verlegte einen Auftritt des Komikers Tedros «Teddy» Teclebrhan auf Sonntag.
Weil Köln zu den am stärksten bombardierten Städten des Zweiten Weltkriegs gehörte, sind Entschärfungen von sogenannten Blindgängern dort Alltag. Allerdings sind Evakuierungen mit 20.000 Menschen selten. Die letzte gab es vor zehn Jahren, allerdings war sie nicht in der direkten Innenstadt lokalisiert, was die ganze Sache jetzt logistisch nochmal schwieriger macht.