Bei Zeitplan und Kosten ist das Projekt im Plan geblieben.
Bei Zeitplan und Kosten ist das Projekt im Plan geblieben. Foto: Birgit Reichert/dpa

Trier/Prüm (dpa/lrs) – Es ist die Vollversorgung aus dem großen Graben: Wasser, Energie und schnelles Internet über Glasfaserkabel kommen in der Westeifel jetzt gebündelt aus einer unterirdischen Trasse und versorgen rund 245.000 Menschen. Nach gut sechs Jahren Bauzeit wird an diesem Montag in Prüm der offizielle Startschuss der sogenannten Eifel-Pipeline gefeiert, die für rund 100 Millionen Euro von der nordrhein-westfälischen Grenze bis in die Region Trier gebaut wurde.


«Das Besondere an dem Projekt ist, dass wir nicht der reine Wasserversorger oder der reine Energieversorger sind, sondern dass wir wirklich sinnvoll kombinieren», sagt der Vorstand der Stadtwerke Trier, Arndt Müller. Neben 135 Kilometern Trinkwasserleitungen und 140 Kilometern Glasfasernetz gehören 30 Kilometer Gas- und 48 Kilometer Biogasleitungen zu dem Mega-Projekt, bei dem sich die kommunalen Verbünde zusammen getan haben.

Hohe Versorgungssicherheit

Ein Ziel sei es von Anfang an gewesen, die Versorgung mit Trinkwasser trotz zunehmender Dürreperioden mit dem neuen Verbundsystem Westeifel sicherzustellen, sagt der Projektleiter und Vorstand der «Landwerke Eifel», Helfried Welsch. Wie auch heute noch in vielen Teilen von Rheinland-Pfalz habe es zuvor in der Westeifel «kleinteilige Versorgungen» kleiner Verbünde gegeben, die zu den kommunalen Grenzen hin jeweils ausgelaufen seien. Heißt: «Einer kann den anderen gar nicht mit Wasser versorgen.»

Daher hätten sich die kommunalen Partner in der Gesellschaft «Landwerke Eifel» zusammengeschlossen: «Und dann haben wir eine Hauptschlagader über die Westeifel gelegt», sagt Welsch. Daran seien die Verteilnetze angeschlossen. Die Haupttrasse verbindet perspektivisch zwei Talsperren miteinander: Die Oleftalsperre in Nordrhein-Westfalen und die Riveris-Talsperre bei Trier. Zudem sind an die Pipeline leistungsstarke Grundwasserwerke plus Quellwasser-Anlagen verbunden. Der Mix biete ein «Höchstmaß an Versorgungssicherheit».

Wasserfließrichtung umgedreht

Für das Projekt sei die Fließrichtung des Wassers teils umgekehrt worden, sagt Müller. «Bisher war es so, dass immer in Kaskaden von Süden nach Norden nach oben gepumpt wurde.» Das falle nun weg – und auch die Kosten fürs Pumpen. «Außerdem setzen wir in dem Höhensprung der Wasserleitung auch noch Turbinen ein, um Strom zu erzeugen», sagt Müller. Im Jahr, schätzt er, werde man eine Million Kilowattstunden an Pumpenergie sparen und eine halbe Million Kilowattstunden erzeugen. Dadurch würde man insgesamt fast 500.000 Euro Plus machen.

Auch wenn die kommunalen Partner anfangs über das Thema Wasser zusammenfanden – schnell sei klar gewesen, dass Energiethemen auch gemeinsam vorantrieben werden sollten, sagt Welsch. Dazu gehörte, Biogas von landwirtschaftlichen Betrieben in den regionalen Energiemix einzubinden. Und auch, die ländliche Region mit Glasfaser zu erschließen.

Vorbild für andere Regionen

Das Verbundnetz Westeifel hat laut rheinland-pfälzischer Umwelt- und Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) «Modellcharakter» für die gesamte Bundesrepublik: «Mit KI-gestützter Technik, einer intelligenten Energiegewinnung und innovativen Leitungstrasse werde gezeigt, wie möglichst klimafeste Infrastrukturen geschaffen werden können», sagt sie der Deutschen Presse-Agentur. Energiewende und Umweltschutz gingen hier Hand in Hand.

Geld und Ressourcen würden gespart, indem Leitungen gemeinsam verlegt wurden und Möglichkeiten der Energieeinsparung genutzt würden: Angefangen von der Umkehrung der Fließrichtung des Wassers hin zu Turbinen, über die Installation von PV-Anlagen auf Hochbehältern bis hin zur Erzeugung von Biogas, wie Eder sagt. Außerdem könne mit dem Projekt «grüner Wasserstoff» aus regionalem Überschussstrom produziert werden. 

Das Ministerium hat die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen mit insgesamt 40,2 Millionen Euro unterstützt. Das Projekt sei auch Vorbild in Rheinland-Pfalz: «Eine klimaresiliente Wasserversorgung wird angesichts des fortschreitenden Klimawandels immer wichtiger.» Das Land fördere konkret bereits eine Kooperation mit der Nationalparkregion rund um Birkenfeld, damit diese Region von den Erfahrungen aus der Eifel profitieren könne.

Thema Cybersicherheit

Bei der flexiblen Steuerung der Energieressourcen, die regional erzeugt werden, spiele die Künstliche Intelligenz (KI) eine zunehmende Rolle, sagt Stadtwerke-Vorstand Müller. Es sei wichtig, sichere Leitungen dafür zu haben: «Von 144 Fasern, die wir quer und längs durch die Eifel aufgebaut haben, gehören uns 24 Fasern selbst, und die nutzen wir.» Man habe auch eigene Funknetze und ein eigenes Rechenzentrum, «wo wir unsere Daten geschützt abgelegen und nicht in irgendeiner Cloud schwirren lassen.»