Vorlagengeber und Vollstrecker: Florian Wirtz (M) und Patrik Schick bejubeln das 1:0.
Vorlagengeber und Vollstrecker: Florian Wirtz (M) und Patrik Schick bejubeln das 1:0. Foto: Jan Woitas/dpa

Leipzig (dpa) – Die deutsche Fußball-Prominenz machte es sich auf der VIP-Tribüne bequem, auf dem Rasen musste Bayer Leverkusen einen Rückschlag als Bayern-Jäger hinnehmen. Der Meister kam bei RB Leipzig trotz Überlegenheit, klarer Führung und zahlreicher Chancen nicht über ein 2:2 (2:1) hinaus. Damit wuchs der Rückstand auf Tabellenführer München auf sechs Punkte, für Leipzig war es das dritte sieglose Spiel nacheinander in der Fußball-Bundesliga.


Patrik Schick (18. Minute) – in der Saison 2019/20 selbst im Leipziger Trikot – bestätigte seinen Lauf mit der Führung für die Gäste. Aleix Garcia (36.) erhöhte für den Double-Sieger, ehe David Raum (41.) es per Standardsituation wieder spannend machte. Schließlich sahen die 46.793 Fans sogar noch den Leipziger Ausgleich durch ein Eigentor von Edmond Tapsoba (85.).

Von Nagelsmann bis Čeferin

Auf der Ehrentribüne ließen sich allerhand Fußball-Entscheider blicken. Wer nach der Gala zum 125. Geburtstag des DFB am Freitag noch Lust auf einen frühlingshaften Tag in Leipzig hatte, besorgte sich offenbar Zutritt zum Top-Spiel: Der frisch mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattete Bundestrainer Julian Nagelsmann, Sportdirektor Rudi Völler, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, UEFA-Präsident Aleksander Čeferin und RB-Aufsichtsrat Oliver Mintzlaff.

Die Bosse sahen einen kapitalen Fehlpass von Granit Xhaka, der zum Bayer-Glück ungestraft blieb. Der Routinier beförderte den Ball im eigenen Strafraum direkt vor die Füße von Xavi Simons (11.), doch dessen Abschluss war zu unpräzise. Leipzig versuchte, auf das Leverkusener Niveau zu kommen, agierte dabei jedoch zu zögerlich und einfältig. Praktisch jeder Angriff wurde über die linke Seite mit Simons und Raum ausgespielt.

Wirtz legte zwei Treffer auf

Die Leverkusener Führung war nur eine logische Konsequenz der besseren Spielanlage. Der Ex-Leipziger Nordi Mukiele setzte sich am Mittelkreis mit einer Aktion durch, die nach Handspiel aussah. Der Ball gelangte zu Wirtz, der zwei Leipzig austanzte und mit seinem Abschluss den Pfosten traf. Doch dort stand Schick und musste nur noch den Fuß hinhalten.

Leipzigs Abwehr agierte bisweilen fahrlässig. So wurden Wirtz nach 30 Minuten in Strafraumnähe mehrere Meter Raum gegeben. Der Schlenzer des Shooting-Stars wurde von RB-Keeper Peter Gulacsi gerade noch an den Pfosten gelenkt. Sechs Minuten später war jedoch auch der Ungar machtlos. Arthur Vermeeren verdaddelte den Ball im eigenen Strafraum an Wirtz, der den einschussbereiten Garcia bediente. Wieder wurde das Tor überprüft, der Leipziger Raum fühlte sich von Wirtz vor dem Tor gefoult –  sah der VAR anders. Tor.

Raum mit Wut

Raum war sauer – und sorgte höchstselbst für eine Ergebniskorrektur. Der Nationalspieler hatte mit seinem Freistoß aus 20 Metern Glück, dass Piero Hincapie ihn ins Tor lenkte. Gedanken an das Hinspiel wurden wach, als Leipzig ein 0:2 noch in ein 3:2 wandelte – es war Leverkusens einzige Niederlage in 52 Bundesliga-Spielen.

Allerdings war Bayer direkt nach der Pause ganz dicht am dritten Tor. Erneut dribbelte Wirtz mühelos in den Strafraum, bediente Exequiel Palacios (47.) in der Mitte. Doch dessen Abschluss wurde von Raum auf der Linie geklärt. RB-Coach Rose reagierte und wechselte beide zentralen Mittelfeldspieler aus. Nicolas Seiwald und Amadou Haidara ersetzten Vermeeren und Kevin Kampl.

Was Leipzig jedoch weiterhin abging: zündende Ideen gegen die sehr kompakte und weitestgehend souverän Leverkusener Abwehr. Bayer setzte fast ausschließlich auf Konter und war da meistens gefährlich. Wiederum kam Palacios (63.) nach Wirtz-Pass zum Abschluss, doch der Schuss war zu zentral. Eine Minute später traf Wirtz ein weiteres Mal nur den Pfosten. Wieder nur drei Minuten später nutzte Hincapie eine klare Chance nicht.

Im Fußball wird so etwas bestraft. Und das übernahm Bayer auch noch selbst. Nach einem Freistoß von Simons gehen Christoph Baumgartner und Tapsoba zum Ball, vom Kopf des Leverkuseners fiel er unhaltbar ins eigene Tor.