Essen (dpa) – Ein Jahr ist es her, da wagte ein großer, traditionsreicher Name im deutschen Handel den Neuanfang. Ende Juli 2024 endete das Insolvenzverfahren der Warenhauskette Galeria. Kurz darauf übernahmen neue Eigentümer die Führung. Ist Galeria inzwischen zurück in der Erfolgsspur?
Mit der aktuellen Entwicklung zeigt sich das Unternehmen zufrieden. «Galeria hat 83 Filialen, die profitabel laufen. Das ist ein großer Erfolg», sagt eine Sprecherin. Auf die Frage, ob in absehbarer Zeit erneut eine finanzielle Schieflage drohe, antwortet sie: «Galeria steht auf einem stabilen bilanziellen Fundament, vor diesem Hintergrund sehen wir weiterhin positiv in die Zukunft.» Weitere Filialschließungen seien derzeit nicht geplant.
Anfang 2024 musste Galeria zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren Insolvenz anmelden. Neun Warenhäuser wurden im Zuge des Verfahrens dichtgemacht. Seit zwölf Monaten gehört die Kette der US-Investmentgesellschaft NRDC und einer Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz.
«Wir performen besser als viele Mitbewerber»
Beetz kündigte im Januar im «Handelsblatt» an, den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr auf knapp 2,5 Milliarden Euro steigern zu wollen. Inzwischen heißt es, diese Zahl sei «eine mittelfristige Vision», die in zwei bis fünf Jahren erreicht werden soll. Die Ergebnisse lägen «über den Erwartungen» und sollen noch deutlich steigen. Konkrete Zahlen nennt Galeria auf Nachfrage nicht.
Noch immer leiden Einzelhändler darunter, dass viele Kundinnen und Kunden sich beim Einkaufen spürbar zurückhalten. Der Handelsverband Deutschland erwartet, dass der stationäre Handel 2025 inflationsbereinigt kaum mehr umsetzt als im vergangenen Jahr.
«Wir performen besser als viele Mitbewerber», sagt die Galeria-Sprecherin. Angesichts der Konsumflaute sei das bemerkenswert. Zu einem «Handelsblatt»-Bericht, wonach Umsatz und Gewinn im Mai und Juni im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen seien, äußert sich Galeria nicht.
Kooperationen sollen junge Kunden anlocken
Im Frühjahr erlitt der Neustart der Warenhauskette einen Rückschlag: Vorstandschef Olivier Van den Bossche, der ihn maßgeblich gestalten sollte, musste gehen. Seine Führung sei während der Insolvenz und Restrukturierung «entscheidend für die positive Entwicklung des Unternehmens» gewesen, teilte Galeria damals mit. Ein Grund für die Trennung wurde nicht genannt. Nun haben Tilo Hellenbock und Christian Sailer das Sagen.
Der Neustart ist indes längst nicht vollendet. Erst im Laufe des Jahres soll der Umzug des Firmensitzes von Essen nach Düsseldorf abgeschlossen werden. Zuletzt hatte Galeria bekanntgegeben, dass der Sportartikelhändler Decathlon und der Lebensmitteldiscounter Lidl in einige Filialen einziehen würden. Weitere Kooperationen sollen folgen. Von Marken wie Snocks und Copenhagen Studios verspricht man sich, mehr junge Kunden anzuziehen.
Noch ist die Vergangenheit der Kette vielerorts sichtbar. Ob in Würzburg, Köln oder Potsdam: An etlichen Filialen hängen weiterhin die alten Karstadt- oder Kaufhof-Schilder an den Fassaden – obwohl die Marken vor einem Jahr aus dem Firmennamen gestrichen wurden.
Experte: «Die Luft ist weiterhin dünn»
Fortschritte vermeldet Galeria bei der Modernisierung seiner Warenhäuser. 20 von ihnen wurden seit dem vergangenen Sommer bereits umgebaut, vier weitere sollen 2025 noch folgen. Künftig sollen jährlich fünf bis zehn Standorte modernisiert werden. Wie viel und in welche Häuser investiert wurde, verrät Galeria nicht.
Für Carsten Kortum, Handelsexperte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, reicht das nicht. «Der Investitionsstau wäre erst nach zehn Jahren aufgelöst, dann wären die ersten umgebauten Geschäfte aus 2024 schon fast wieder dran», sagt er. In vielen Häusern fehlten attraktive Bedingungen für Kundschaft und Beschäftigte. Der Handelsexperte schätzt den Investitionsbedarf auf 20 Millionen Euro pro Filiale. «Die Luft ist weiterhin dünn und die Investoren versuchen wie in der Vergangenheit aus dem Unternehmen eher Geld herauszuziehen.»
Etwas Hoffnung macht eine im Februar veröffentlichte Studie des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen: Rund 2.000 Menschen zwischen 16 und 69 Jahren nahmen an der repräsentativen Umfrage teil. Für 81 Prozent von ihnen gehören Warenhäuser zu einer Innenstadt dazu, fast jede oder jeder Zweite hält sie für unverzichtbar. Jüngere kaufen demnach sogar besonders häufig dort ein. Laut den Studienautoren birgt das Potenzial – vorausgesetzt, die Menschen bleiben den Warenhäusern treu.