Düsseldorf (dpa/lnw) – Das Aus der Ampel-Koalition und die umstrittene Abstimmung über einen Migrationsantrag von CDU/CSU im Bundestag haben den Parteien in Nordrhein-Westfalen eine Welle von Neueintritten beschert. Vor allem die Grünen und die Linke jubeln über einen regelrechten Mitgliederboom.
Linke NRW kann Mitgliederzahl fast verdoppeln
Die Linke NRW hat nach eigenen Angaben seit dem Austritt von Sahra Wagenknecht im Oktober 2023 ihre Mitgliederzahl von 7575 auf 13.032 Anfang Februar 2025 fast verdoppelt.
Allein seit Ende Januar, als die Union im Bundestag einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchgesetzt hatte, verzeichnete die Linke NRW fast 2.250 Neueintritte. Der Großteil der Neumitglieder sei jünger als 30 Jahre und mehr als die Hälfte Frauen.
«Unser Landesverband ist in Teilen zu einer Jugendbewegung geworden, die bereit ist, sich zu engagieren und Veränderungen voranzutreiben», sagt der Landesvorsitzende Sascha H. Wagner. Im NRW-Landtag ist die Linke seit Jahren nicht mehr vertreten.
Auch Grüne mit Mitgliederrekord
Die Grünen in NRW freuen sich über aktuell 35.000 Mitglieder – so viele wie noch nie. Seit dem Ende der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP Anfang November verzeichnete die Ökopartei fast 10.000 Neueintritte. Nach der umstrittenen Abstimmung im Bundestag seien mehr als 2.000 Menschen den Grünen beigetreten, teilte die Landespartei mit.
«Das Zeichen dieses Mitgliederbooms ist klar: Die Menschen wollen eine Partei in der nächsten Bundesregierung, die die Fragen unserer Zeit angeht, die für Aufbruch statt für Rückschritt steht», so Raoul Roßbach, politischer Geschäftsführer der Landespartei.
Neueintritte auch bei SPD und CDU
Seit dem Ampel-Aus haben auch die großen Parteien SPD und CDU im bevölkerungsreichsten Bundesland größeren Zulauf. Seit Anfang November zählte die SPD mit zuletzt rund 86.500 Mitgliedern mehr als 2.000 Neueintritte. Allein in der Woche nach der umstrittenen Bundestagsabstimmung gingen nach Parteiangaben gut 450 Beitrittsgesuche online ein.
Die SPD spüre auch «weiterhin ein hohes Interesse an der SPD-Mitgliedschaft», so ein Sprecher. Er hat noch eine weitere Erklärung für den Zulauf: «Dieser Trend ist in Bundestagswahlkämpfen durchaus üblich.»
Die CDU als mit Abstand größte Partei in Nordrhein-Westfalen hat im Januar 1.004 neue Mitglieder aufgenommen. Daraus ließen sich aber noch keine Rückschlüsse auf die aktuellen Entwicklungen ziehen, sagte ein Sprecher.
Denn Mitglieder, die im Januar in die Statistik aufgenommen wurden, hätten ihren Antrag im Dezember gestellt. Insgesamt hatte die CDU in NRW Ende vergangenen Jahres fast 111.000 Mitglieder.
Auch die FDP wächst leicht
Bei der FDP NRW haben nach Parteiangaben seit dem Ende der Ampel-Koalition fast 900 Menschen einen Mitgliedsantrag gestellt. Seit Ende Januar seien fast 190 Aufnahmeanträge eingegangen. Beide Werte lägen über dem üblichen Durchschnitt an Parteieintritten. Ende 2024 hatten die Freien Demokraten in NRW rund 17.500 Mitglieder.
Die AfD NRW machte zunächst keine Angaben über die aktuelle Mitgliederentwicklung. Ende 2024 hatte die AfD rund 7.000 Mitglieder. Etwa 1.500 Mitgliedsanträge würden noch bearbeitet, hieß es damals.