Westfalentarif schafft als erster der vier NRW-Verkehrsverbünde die Entwerter ab. (Symbolbild)
Westfalentarif schafft als erster der vier NRW-Verkehrsverbünde die Entwerter ab. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa

Bielefeld/Aachen (dpa/lnw) – Die Zeit der mechanischen Fahrkartenentwerter in Bussen und Straßenbahnen läuft vielerorts ab. Als erster der insgesamt vier Verkehrsverbünde in Nordrhein-Westfalen hat Westfalentarif den großflächigen Abbau der kleinen Stempelgeräte im öffentlichen Nahverkehr bekanntgegeben. Aber auch anderswo geht die Entwicklung perspektivisch in diese Richtung.


Westfalentarif nimmt nach eigenen Angaben zum 1. August Tickets aus dem Stammsortiment, die vor Fahrtantritt entwertet werden müssen. Ab dem 1. November würden dann die Entwerter in Bussen, Zügen und an Bahnsteigen deaktiviert und schrittweise abgebaut. Bis zu diesem Termin könnten Fahrgäste Tickets mit einem «Entwerterfeld» nutzen. Danach seien sie nicht mehr gültig.

VRR will zunächst bargeldloses Zahlen einführen

Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sei die Abschaffung von Papiertickets und ein dann folgender Abbau von Entwertern zwar grundsätzlich vorgesehen, aber noch nicht konkret terminiert beziehungsweise geplant, erklärte eine Sprecherin des größten der vier Verkehrsverbünde in NRW. Somit werde es im VRR auch weiterhin möglich sein, Papiertickets zu kaufen und zu entwerten.

Zunächst gehe es darum, dass in allen Fahrzeugen im VRR zusätzlich auch bargeldlos bezahlt werden könne. Die schrittweise Umstellung sei bis Anfang 2027 bei allen VRR-Verkehrsunternehmen geplant. Perspektivisch solle der Ticketverkauf in den Fahrzeugen ausschließlich bargeldlos erfolgen.

In den meisten Ländern, wo es schon papierlose Ticketsysteme gebe, könnten die Tickets direkt mit Debit- und Kreditkarten sowie mobilen Zahlungsmethoden wie Google Pay oder Apple Pay bezahlt werden, erklärte die VRR-Sprecherin. Auch der Nachweis der Fahrtberechtigung sei bei einer Kontrolle kein Problem.

Rhein-Sieg stellt noch nicht um

Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) würden weiterhin Tickets verkauft, die entwertet werden müssen, erklärte ein Sprecher. Über das künftige Vorgehen werde derzeit im Rahmen der Gespräche zur geplanten Tarifreform zwischen dem VRS und dem Aachener Verkehrsverbund AVV gesprochen. Die Tarifreform solle im kommenden Jahr umgesetzt werden, sagte er.

Ein Sprecher des Aachener Verkehrsverbundes AVV erklärte: «Langfristig geht der Weg bei uns auch dahin». In der Städteregion Aachen biete bereits das Busunternehmen Aseag keine unentwerteten Tickets mehr an und baue in neuen Fahrzeugen keine Entwerter mehr ein. In den alten Fahrzeugen des Aachener Busunternehmens würden die Entwerter aber nicht demontiert.

Im Bereich des Aachener Verkehrsverbundes böten WestVerkehr im Kreis Heinsberg und auch Rurtalbus im Kreis Düren noch unentwertete Tickets an. Auch der in der Region für den Nahverkehr auf der Schiene zuständige Zweckverband go.Rheinland stelle an den Bahnstationen noch Entwerter auf, hieß es.

Westfalentarif: Weniger Kosten und mehr Übersichtlichkeit

Im Verkehrsverbund Westfalentarif gibt es den Angaben zufolge ab August dann nur noch Tickets mit Gültigkeit ab Kauf oder mit einem festen Startdatum beziehungsweise einer festen Startzeit. Für Gelegenheitsfahrende stünden mit dem Smartphone-Tarif eezy.nrw, dem TagesTicket24 und dem Einzelticket ohne Entwerterfeld mehrere Optionen für die Fahrt mit Bus und Bahn zur Verfügung. Die Ticketkäufe seien an Fahrkartenautomaten, in Kundenzentren, in Bussen und Bahnen, im Online-Shop der Verkehrsunternehmen und per App möglich.

Westfalentarif erhofft sich Kosteneinsparungen, weil die aufwendige Wartung der Entwerter entfalle. Außerdem werde der «Tarifdschungel» reduziert. Für Fahrgäste werde es übersichtlicher. Im Übergangsbereich zu benachbarten Verkehrsverbünden blieben die Entwerter an den Bahnhöfen erhalten. Das Mehrfahrtenticket und das Einzelticket mit dem sogenannten Entwerterfeld entfielen vielerorts mit Ausnahme von Bocholt, Unna und Paderborn, hieß es.