Siegen (dpa/lnw) – Zwei Jahre nach dem folgenschweren Bekanntwerden eines Verdachtsfalls von sexualisierter Gewalt im Bereich des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein wird heute (10.00 Uhr) ein externer Abschlussbericht vorgelegt. Der Fall hatte vor allem Aufsehen erregt, weil die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in der Folge ihr Amt aufgegeben hatte. Sie war zugleich im November 2023 auch als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) zurückgetreten.
Mit der Aufklärung des Sachverhalts hatte die westfälische Kirche die unabhängige Unternehmensberatungsfirma Deloitte beauftragt. Die Staatsanwaltschaft Siegen hatte das Verfahren gegen den Kirchenmitarbeiter bereits vor gut einem Jahr eingestellt. Dem Mitarbeiter sei strafrechtlich kein sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen vorzuwerfen, teilte die Staatsanwaltschaft damals mit. In den geprüften Verdachtsfällen sei entweder kein Straftatbestand erkennbar oder die Fälle seien verjährt.
Die Vorwürfe gegen den Mann waren im November 2023 über einen Bericht der «Siegener Zeitung» öffentlich geworden. Kurschus hatte in den 1990er-Jahren ebenfalls im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein gearbeitet und war mit dem Mitarbeiter befreundet. In dem Zeitungs-Bericht erhoben mehrere Männer den Vorwurf, Kurschus sei damals über die Missbrauchsvorwürfe gegen den Mann informiert gewesen. Die Theologin begründete ihren anschließenden Rückzug mit einem öffentlichen Vertrauensverlust, wies die Vorwürfe aber zurück.