
Kreis Herford (dpa/lnw) – Eine Fahrschule im Kreis Herford steht im Verdacht, systematisch Ergebnisse der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) gefälscht zu haben. Mehr als 200 Kunden soll dazu verholfen worden sein, ihren Führerschein ohne reguläres Verfahren wiederzubekommen, wie die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bielefeld am Dienstag mitteilte. Dafür hätten die Beschuldigten mutmaßlich mittlere bis hohe vierstellige Beträge kassiert. Zuvor hatte der WDR berichtet.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen insgesamt zehn Beschuldigte – unter anderem wegen gewerbsmäßiger Urkundenfälschung und gewerbsmäßigen Betrugs. Unter den Beschuldigten sei ein Diplom-Psychologe und eine approbierte Ärztin, hieß es weiter. Mitte Juli durchsuchten die Ermittler den Angaben zufolge insgesamt 17 Orte: die Fahrschule selbst, Praxisräume sowie die Wohnungen der Beschuldigten. Dabei stellte die Staatsanwaltschaft Beweise und Bargeld sicher.
Manipulierte Gutachten und Haarproben
Den Kunden seien zum einen Therapien bescheinigt worden, die gar nicht oder nicht im angegebenen Umfang stattfanden. Um eine Drogen- oder Alkoholabstinenz vorzutäuschen, sollen außerdem Haarproben manipuliert worden sein. Dafür seien farblich passende Fremdhaarsträhnen zur toxikologischen Untersuchung an ein Labor geschickt worden. Die beteiligte Ärztin soll so getan haben, als hätte sie die Haarproben nach einer Identitätsprüfung der Patienten selbst entnommen.
Weitere Betrugsvorwürfe
Darüber hinaus ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Steuerhinterziehung gegen die Beschuldigten. Auch für das Fälschen von Corona-Testergebnissen gebe es einen Anfangsverdacht, ebenso für die Manipulation ärztlicher Gutachten für die Erteilung oder Verlängerung bestimmter Fahrerlaubnisklassen.
