Duisburg (dpa) – Bei einer großangelegten Razzia haben rund 400 Polizistinnen und Polizisten Bordelle, Diskotheken und Bars in mehreren NRW-Städten kontrolliert. Nach Auskunft des NRW-Innenministeriums galt der Einsatz am Samstagabend und in der Nacht dabei der Türsteher-Szene im Clan- und Rockermilieu. Die Polizei wurde dabei auch vom Zoll, den Ordnungsämtern sowie den Ausländerämtern unterstützt.
«Wir wollen Licht ins Dunkle bringen. Also: Wer arbeitet da eigentlich an den Türen, ob im Rotlichtmilieu oder an den Discotheken», teilte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mit, der die Aktion begleitet hatte. Es gebe Hinweise darauf, dass Clan- und Rockerangehörige immer mehr in das Überwachungsgewerbe drängten.
So sollte der Einsatz helfen, diese bisher eher unberücksichtigten Verflechtungen weiter aufzuklären, hieß es aus dem Ministerium. Es gebe etwa Anzeichen auf Schwarzarbeit, gefälschte Qualifikationsnachweise, Steuerhinterziehung und undurchsichtige Firmengeflechte. «Es geht nicht darum, jeden Abend drei Schwerverbrecher dingfest zu machen», so Reul. «Unser Ziel ist es zu zeigen, dass wir uns kümmern, auch kleine Regelverstöße ahnden.»
Es wurden 31 Objekte kontrolliert
Laut Innenministerium wurden Hunderte Personalien aufgenommen, es gab fünf Festnahmen, 13 Strafanzeigen. Zudem wurden zwei Waffen und bei zahlreichen Verkehrskontrollen fünf Autos beschlagnahmt. Unterwegs waren die Behörden in Dortmund, Duisburg, Essen, Köln, Recklinghausen sowie im Kreis Wesel. Insgesamt seien 31 Objekte kontrolliert worden.
Mehrere Polizeidienststellen zeigten sich in Mitteilungen zufrieden mit der Aktion:
- In Duisburg etwa wurden nach Auskunft der Polizei Kontrollen im Rotlichtmilieu vorgenommen. Es seien insgesamt 75 Personen und 50 Räumlichkeiten überprüft worden. Festgestellt wurden mehrere Ordnungswidrigkeiten wie fehlende Konzessionen. Mehrere Strafanzeigen unter anderem wegen Betäubungsmittelverstößen oder illegalen Aufenthalts seien gefertigt worden. In diesem Zusammenhang wurden auch fünf Menschen festgenommen.
- In Recklinghausen galt die Razzia zwei Clubs. Es seien fünf Verstöße gegen das Gewerberecht festgestellt worden.
- Die Kreispolizeibehörde Wesel zog nach Kontrollen von vier Diskotheken eine positive Bilanz: «Dieser Einsatz trug erneut dazu bei, Nadelstiche zu setzen und das Dunkelfeld im Bereich krimineller Strukturen zu erhellen», hieß es in einer Mitteilung. So fertigten die Beamten eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Schwarzarbeit und stellten ein Einhandmesser sicher.
- Das Hauptzollamt in Köln vermeldete, dass bei Kontrollen in neun Clubs, Shisha-Bars und Kiosken bei drei Beschäftigten der Verdacht der Schwarzarbeit bestehe.
- In Essen wurden laut Auskunft der Polizei bei Kontrollen in sieben Diskotheken beziehungsweise Clubs unter anderem durch die Stadt fünf Arbeitsverbote verhängt.
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen setzt seit einigen Jahren immer wieder mit derartigen behördenübergreifenden Kontrollen auf eine sogenannte Strategie der Nadelstiche. Dabei ahnden die Ordnungskräfte auch kleinere Verstöße, verhängen Ordnungsanzeigen und Verwarngelder und fertigen bei entsprechenden Delikten auch Strafanzeigen.
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.