Ein Mädchen soll jahrelang von der Mutter im Haus der Großeltern festgehalten worden sein. (Archivbild)
Ein Mädchen soll jahrelang von der Mutter im Haus der Großeltern festgehalten worden sein. (Archivbild) Foto: Markus Klümper/dpa

Siegen/Attendorn (dpa) – Im Fall eines Mädchens, das jahrelang im Haus der Großeltern festgehalten worden sein soll, hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen die Mutter des Kindes und die Großeltern erhoben. Der 47-jährigen Mutter wird Freiheitsberaubung, Misshandlung und Verletzung der Fürsorgepflicht vorgeworfen, den Großeltern Beihilfe zu diesen Taten. Hinzu komme Körperverletzung, da das heute 10-jährige Kind körperliche und seelische Entwicklungsrückstände erlitten habe, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Siegen.


Der 2022 bekannte gewordene Fall aus Attendorn im Sauerland hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt: Das damals achtjährige Mädchen soll fast sein gesamtes Leben im Haus der Großeltern ohne Kita- und Schulbesuch von der Außenwelt abgeschottet worden sein. Der getrennt lebende Vater des Kindes hatte ein Umgangsrecht mit seiner Tochter verlangt, was ihm die Mutter verweigert hatte. Stattdessen soll sie vorgetäuscht haben, mit dem Mädchen nach Italien ausgewandert zu sein. Über die Anklageerhebung hatten zunächst die «Siegener Zeitung» und der WDR berichtet.

Mehrfach anonyme Hinweise auf das Mädchen

Das Jugendamt soll seit 2020 mehrfach anonyme Hinweise auf das Kind bekommen haben. Im Sommer 2022 hatte die Behörde in Italien nachgefragt, ob das Mädchen mit der Mutter wirklich dort lebe. Als das verneint wurde, hatte die Polizei das Haus am 23. September 2022 mit richterlichem Beschluss aufgesucht und die Achtjährige mit ihrer Mutter in einem gemeinsamen Zimmer vorgefunden.

Die Anklage stütze sich auf mehrere Zeugen und auf Berichte aus einer Kinderklinik, in der das Mädchen behandelt wurde, sagte die Gerichtssprecherin. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest. Laut WDR lebt das Mädchen inzwischen bei einer Pflegefamilie.