Komiker Thorsten Sträter macht aus seinen eigenen Depressionen kein Geheimnis. (Archivbild)
Komiker Thorsten Sträter macht aus seinen eigenen Depressionen kein Geheimnis. (Archivbild) Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Düsseldorf (dpa) – Der Komiker Thorsten Sträter fühlt sich gegenüber anderen an Depression erkrankten Menschen privilegiert, weil er einfacher über seine Erfahrungen sprechen kann. «Ich bin sehr begünstigt, die meisten haben eben nicht diese Bedingungen. Es gibt auch Leute, die müssen etwa Angst haben, dass es in der Personalakte landet», sagt der 58-Jährige im Interview mit der «Rheinischen Post». 


Daher verstehe er jeden, der nicht offen über eigene Depressionen rede. Gleichzeitig freue er sich trotzdem, dass «viele es mittlerweile tun», fährt er fort. Seine eigene Position bei der Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen beschreibt er so: «Ich bin ja als Dreiviertel-Prominenter zu einer Art Depression-Gallionsfigur geworden.»

Schirmherr der Deutschen Depressionsliga

Der Autor und Komiker aus Dortmund thematisiert seine depressiven Episoden seit vielen Jahren immer wieder auch kabarettistisch. Außerdem setzt er sich etwa als Schirmherr der Deutschen Depressionsliga für die Entstigmatisierung der Krankheit ein. 

Inzwischen fallen seine Depressionen nach eigenen Angaben milder aus und die Intervalle zwischen den Schüben seien größer als früher: «Deswegen habe ich die Hoffnung, dass ich, wenn ich über 70 bin, irgendwann vielleicht sogar mal zehn Jahre lang Ruhe habe.»

Noch immer stoße man in der Gesellschaft auf Vorbehalte: «Es dürfte mittlerweile eigentlich allgemein bekannt sein, dass man nicht einfach eine faule Sau ist. Trotzdem wird man immer wieder auf eine Tante Erna treffen, die der Auffassung ist, man muss sich einfach mal zusammenreißen und das Fenster auf Kipp machen», sagt er. «Dann gibt es auch noch findige Motivationsgurus, die behaupten, es gebe gar keine Depressionen.» 

Reden über Depressionen: «erst mal aus Reflex immer in lustig»

«Wenn ich über Depressionen rede, versuch ich’s erst mal aus Reflex immer in lustig, denn ich habe ja auch den Auftrag, zu unterhalten. Dann war ich lange der Komiker mit den Depressionen, der trotzdem auftritt und lustig sein kann», erklärt er weiter. Er habe seine Shows sogar oft lange überzogen, weil er nicht zurück wollte in die Realität: «Die lauerte ja schon auf dem Parkplatz auf mich, wenn ich meine Sachen zusammengepackt hatte. Deshalb wollte ich das Ende in die Länge ziehen.»