Der Bergführer und Landwirt Saul Luciano Lliuya will, dass sich der Energiekonzern RWE an den Kosten für Sicherungsmaßnahmen gegen eine befürchtete Gletschersee-Flutwelle beteiligt, die seiner Ansicht nach durch den Klimawandel ausgelöst werden könnte. (Archivbild)
Der Bergführer und Landwirt Saul Luciano Lliuya will, dass sich der Energiekonzern RWE an den Kosten für Sicherungsmaßnahmen gegen eine befürchtete Gletschersee-Flutwelle beteiligt, die seiner Ansicht nach durch den Klimawandel ausgelöst werden könnte. (Archivbild) Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Hamm (dpa/lnw) – Im Fall der sogenannten Klimaklage eines Kleinbauern aus Peru gegen den Energiekonzern RWE setzt das Oberlandesgericht Hamm am Mittwoch eine mündliche Verhandlung fort. Der Bergführer und Landwirt Saúl Luciano Lliuya will erreichen, dass sich RWE an Kosten für Schutzmaßnahmen gegen eine Flutwelle durch den Gletschersee Palcacocha beteiligt, die sein Haus am Fuße der Anden treffen könnte.


Die Flutwelle drohe dem Haus infolge des Abschmelzens eines Gletschers, was auf den weltweiten Temperaturanstieg zurückgeführt wird. Nach Ansicht des Klägers trägt RWE daran eine Mitverantwortung, weil das Unternehmen durch seinen Kraftwerkspark große Mengen Treibhausgase erzeugt. Der 44 Jahre alte Kläger wird von der Stiftung Zukunftsfähigkeit und der Umweltorganisation Germanwatch unterstützt. RWE hält die schon 2015 eingereichte Klage für rechtlich unzulässig.

Aktivistin Luisa Neubauer will nach Hamm kommen

«Der Fall von Saúl gegen RWE zeigt, dass die Hoffnung lebt – und kämpft», erklärte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer im Vorfeld der Verhandlung. Der Fall sei schon jetzt unabhängig vom Ergebnis historisch. «Er zeigt, dass Menschen auf der ganzen Welt bereit sind, den Kampf mit den fossilen Konzernen aufzunehmen.» Saúl und alle Unterstützer seien schon jetzt juristisch gesehen viel weiter gekommen als man erwartet hätte. «Das ist ein bahnbrechendes Signal an RWE und Co: Die dreckigsten Konzerne in Deutschland und weltweit haben jeden Grund sich vor weiteren Klagen und Protesten zu sorgen, denn die werden kommen.» Neubauer will am Mittwoch selbst nach Hamm kommen.

Gerichts-Experten halten Flutwelle für unwahrscheinlich

Am Montag, dem ersten Tag der mündlichen Verhandlung, standen die Erkenntnisse von zwei gerichtlich bestellten Gutachtern im Mittelpunkt. Sie sollten die Frage beantworten, ob in den nächsten 30 Jahren eine ernsthafte Beeinträchtigung des Hausgrundstücks des Klägers durch eine Überflutung oder eine Schlammlawine droht. Diese Frage verneinten sie.

Eine von dem Gletschersee ausgehende Flutwelle halten die Experten für unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt von als realistisch eingeschätzten Szenarien liege bei einem Prozent. Kommt es doch zu einer Flutwelle, wird das Klägergrundstück nach Berechnungen der Gutachter höchstens 20 Zentimeter hoch überschwemmt. Dies mache der Bausubstanz nichts aus, sagte ein Gutachter.

Mit einer Entscheidung ist laut Gericht am Mittwoch nicht zu rechnen.