Weil es zu wenig Stellplätze gibt, parken Lkw immer wieder illegal. (Archivbild)
Weil es zu wenig Stellplätze gibt, parken Lkw immer wieder illegal. (Archivbild) Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Köln (dpa) – Vorsicht bei der Abfahrt auf einen Parkplatz an der Autobahn: Falsch parkende Lastwagen sind nach einer Untersuchung des ADAC auf Rastplätzen entlang der Hauptautobahnrouten in NRW nachts fast schon die Regel. Auf allen 21 in NRW untersuchten Anlagen an der A1, A2, A3, A4, A45 und A61 stellte der ADAC falsch parkende Lkw fest. Hochriskante Parkverstöße wie stehende Laster im Ein- und Ausfahrtbereich oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn entdeckten die Tester an zwei Drittel (14) der 21 NRW-Anlagen.


Die Situation sei damit in NRW besonders besorgniserregend. Bundesweit stellte der ADAC an knapp jeder zweiten der 100 überprüften Anlagen entlang wichtiger Routen Laster «in hochriskanten Bereichen wie Ein- und Ausfahrten oder gar auf dem Seitenstreifen» fest. Die Anlagen wurden dreimal besucht – um 22.00, 23.00 und 0.00 Uhr. Je später der Abend, desto mehr falsch abgestellte Lastwagen gab es. Schon um 22.00 Uhr waren viele Anlagen ausgelastet.

Wie können Autofahrer und Camper reagieren?

Insbesondere bei Dunkelheit sollten Autofahrer und Camper mit großer Vorsicht und langsam auf Rastanlagen ein- und ausfahren, rät der ADAC. Man sollte Verständnis aufbringen für Lkw-Fahrer, die im Notfall falsch parken, weil sie unter anderem die gesetzlichen Lenk- und Ruhezeitenregelungen einhalten müssten. Und: Lkw-Parkflächen sollten für die Lkw freigehalten werden. Den Lkw-Fahrern rät der ADAC nach Möglichkeit Reservierungssysteme zu nutzen.

Wie groß ist das Problem?

Zu den drei Messzeitpunkten zählten die Tester am Tag der Erhebung in NRW im Schnitt insgesamt 518 gleichzeitige Lkw-Parkverstöße, davon 349 leichte, 123 mittlere und 46 schwere Vergehen. Spitzenreiter war mit 63 zeitgleichen Verstößen die Anlage «Lipperland Nord» an der A2 bei Herford. Die wenigsten Vergehen mit je drei fanden die Tester an der Raststätte «Sauerland West» bei Lüdenscheid an der A45 und dem Rastplatz «Engelgau» bei Blankenheim an der A1.

Wo ist die Situation besonders brenzlich?

Spitzenreiter bei den schwerwiegenden Lkw-Parkverstößen war laut ADAC die Anlage «Lichtendorf Nord» bei Schwerte an der A1. Dort hätten im Schnitt acht Lkw gleichzeitig in der Ein- und Ausfahrt oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn geparkt – so viele wie auf keiner anderen Anlage im ADAC-Test. An der Raststätte «Tecklenburger Land West» bei Lengerich an der A1 zählte der ADAC durchschnittlich sieben parkende Lkw im hochriskanten Bereich.

 

Welche Gefahren entstehen?

«Dass Lkw-Fahrer häufig falsch parken, liegt nicht an mangelnder Rücksicht, sondern ist oft Ausdruck purer Verzweiflung, weil sie keinen Stellplatz finden und ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten müssen», erklärt ADAC-Experte Roman Suthold. Je länger die Parkplatzsuche dauere, umso mehr nehme die Konzentrationsfähigkeit der Fahrer ab. Übermüdung gehöre neben zu geringem Abstand und Ablenkung zu den Hauptursachen von Lkw-Unfällen.

Infolge der Parkplatznot stellten zahlreiche Fahrer ihre Fahrzeuge unerlaubt in hochriskanten Bereichen ab – «mit gefährlichen Konsequenzen für alle Verkehrsteilnehmer». «In den Ein- und Ausfahrten von Rastanlagen passieren immer wieder schreckliche Auffahrunfälle. Hier den Lkw illegal abzustellen, bleibt ein No-Go», sagt Suthold. Er plädiert für stärkere Kontrollen der Polizei.

Was ist die Ursache des Problems?

Das Problem sei schon seit Jahrzehnten bekannt, die Politik sei aber «zu spät aufgewacht». Die neu geschaffenen Stellplätze reichen hinten und vorne nicht, um den Bedarf zu decken. «Überall sind Rastanlagen verstopft», so Suthold. Der ADAC verweist auf Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen, wonach 2018 bis 2023 rund 4.500 neue Lkw-Stellplätze an Rastanlagen und Autohöfen der Autobahnen geschaffen worden seien. Im Jahr 2023 fehlten nachts aber rund 20.000 Lkw-Stellplätze, darunter 3.600 in Nordrhein-Westfalen.