Düsseldorf (dpa/lnw) – Im Prozess um schwunghaften Kokainhandel hinter der Fassade eines Angelparadieses hat die Staatsanwaltschaft für den mutmaßlichen Kopf der Gruppe mehr als 13 Jahre Haft gefordert.
Der 64-Jährige aus Hattingen – Spitzname «Kokain-Kalle» – sei wegen bandenmäßigen Drogenhandels zu 13 Jahren und drei Monaten Haft zu verurteilen, beantragte Staatsanwalt Julius Sterzel. Für die weiteren sechs Angeklagten forderte der Staatsanwalt Strafen zwischen vier Jahren und acht Monaten bis neun Jahre.
Deutsche Drogenkurierinnen waren durch eine Autopanne in den Blick der italienischen Ermittler geraten. Am 5. Mai 2020 war ein Rechtshilfeersuchen der italienischen Antimafia-Behörden in Düsseldorf eingegangen. Daraufhin war die Ermittlungskommission «Eureka» gegründet worden.
Mehr als 50 Kurierfahrten im Auftrag der Mafia
Laut Anklage soll die Gruppe im Auftrag der italienischen Mafia fast 900 Kilogramm Kokain geschmuggelt haben. Ihnen wird das Bilden einer kriminellen Vereinigung und Drogenhandel oder Beihilfe dazu vorgeworfen. Alles soll im Auftrag der italienischen Mafia-Gruppierung ‚Ndrangheta geschehen sein.
Das Verfahren gegen eine Rechtsanwaltsgehilfin, die in Italien mit mehreren Kilogramm Kokain erwischt und dort bereits zu zehn Jahren Haft verurteilt worden war, war zwischenzeitlich eingestellt worden.
Die noch sieben deutschen Angeklagten kommen aus Hattingen, Dortmund, Wuppertal, Remscheid und Castrop-Rauxel. Der Hauptbeschuldigte soll mit dem Drogenhandel 2,2 Millionen Euro eingenommen haben. Die Schmuggel-Fahrzeuge mit eingebauten Drogenverstecken waren zum Teil als Geschäftswagen des Angelparadieses in Breckerfeld zugelassen.
Der Prozess des Wuppertaler Landgerichts findet im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts statt. Er soll am kommenden Montag mit den Plädoyers der Verteidiger fortgesetzt werden.