Düsseldorf (dpa/lnw) – Angesichts rückläufiger Baugenehmigungen befürchtet der Deutsche Mieterschutzbund eine weitere Verschärfung der ohnehin angespannten Wohnungsmarktsituation in den Ballungsräumen. «Die Auswirkungen sind in Teilen von Nordrhein-Westfalen verheerend», sagte der Landesvorsitzende des Mieterschutzbundes, Hans-Jochem Witzke.
Zu den angespannten Wohnungsmärkten im bevölkerungsreichsten Bundesland zähle insbesondere das Rheinland. Der Wohnungsbau halte vielerorts nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt. «Die Lage ist schon angespannt und spannt sich immer mehr an», unterstrich er. Es gelte die Baukosten zu senken. Das sei ein großes Problem, dass dringend angegangen werden müsse.
Niedrigster Stand bei Baugenehmigungen für Wohnungen seit 2012
Nach Daten des Statistischen Landesamtes ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen auf den niedrigsten Stand seit 2012 gesunken. 2024 wurden demnach in NRW insgesamt 40.554 Wohnungen genehmigt. Das waren 3.049 oder sieben Prozent weniger als im Jahr 2023. Die genehmigten Wohnungen sollen in 8.934 neuen Wohngebäuden entstehen. Im Jahr 2015 waren es mit 20.203 genehmigten neuen Wohngebäuden noch mehr als doppelt so viele.
Haus & Grund sieht zu viele Bauvorschriften
Der Eigentümerverband Haus & Grund Rheinland Westfalen kritisiert unter anderem die Vielzahl an Bauvorschriften, die beachtet werden müssten. «Der Sturzflug bei den Baugenehmigungszahlen zeigt eine hohe Verunsicherung bei den Investoren», sagte Verbandsdirektor Erik Uwe Amaya. Durch unzählige Bauvorschriften und DIN-Normen, steigende Materialkosten sowie fehlende Handwerker stiegen die Baukosten unaufhaltsam weiter, listete er auf.
«Die Lage in NRW ist noch gravierender. Denn nicht alle Baugenehmigungen führen am Ende tatsächlich auch zu Baufertigstellungen. Ohne die soziale Wohnraumförderung wäre der Wohnungsbau in NRW bereits komplett am Boden», sagte Amaya. Allerdings sei dies nur durch günstige Darlehen und sehr hohe Tilgungsnachlässe möglich. Diese Förderung steht dem frei finanzierten Wohnungsmarkt nicht zur Verfügung. Hilfreich wären einfache Baustandards.
Verbandsdirektor: Stabile Wohnraumförderung in NRW
Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen hält den Rückgang ebenfalls für besorgniserregend. Allerdings schneide NRW im bundesweiten Vergleich deutlich besser ab. Das zeige, dass Politik sehr wohl etwas bewirken könne. «Die Differenz bei den Baugenehmigungen zwischen Bund und Land wächst, weil in NRW gegengesteuert wird – vor allem mit einer stabilen Wohnraumförderung», sagte Verbandsdirektor Alexander Rychter.
Viele Unternehmen könnten unter den derzeitigen Bedingungen schlicht nicht bauen. «Die Baukosten und -standards sind unverändert zu hoch, das Zinsumfeld bleibt schwierig. Konsequenz: Die daraus entstehenden Mieten im frei finanzierten Wohnungsbau sind einfach zu hoch», schilderte Rychter und fügte außerdem hinzu: «Und was heute nicht genehmigt wird, wird morgen nicht gebaut. Das sind die fehlenden bezahlbaren Wohnungen der Zukunft.»