Ein ICE passiert einen Mast, an dem ein Wildwarner angebracht ist.
Ein ICE passiert einen Mast, an dem ein Wildwarner angebracht ist. Foto: Andrea Löbbecke/dpa

Hünfelden (dpa) – Mit der Hilfe optisch-akustischer Wildwarner an einem Teilstück der ICE-Strecke Frankfurt-Köln ist die Zahl der Wildunfälle dort um rund ein Drittel gesunken. Wie der hessische Landesjagdverband mitteilte, zählt der Abschnitt zu den bundesweiten Hotspots für Zusammenstöße von Zügen mit Reh, Wildschwein und Co.


Im Sommer 2023 hatte die Bahn zwischen Medenbach und Niederselters im hessischen Taunus über 20 Kilometer insgesamt 300 Wildwarner angebracht. «Hier sehen wir positive Effekte», teilte eine Bahnsprecherin mit.

Nähert sich ein Zug, dann geben die Warngeräte einen hochfrequenten Pfeifton ab, um Wild in der Umgebung zu warnen. «Der ICE selbst wird von den Wildtieren oft nicht als Gefahr wahrgenommen», erläuterte der Landesjagdverband. Nachts blinken die Wildwarner zusätzlich blau, um Wildtiere abzuschrecken.

Menschliche Witterung hält Tiere zusätzlich ab

Die Jägerschaft hatte auf der Strecke Wildkameras installiert, um Stellen mit starkem Wildwechsel zu identifizieren. Durch verstärkte Ansitzaktivitäten seien solche Orte dann gezielt unattraktiv für die Tiere gemacht worden, erläuterte der Verband.

«Allein die regelmäßige menschliche Witterung führt dazu, dass das Wild diese sensiblen Bereiche meidet», erläuterte der Präsident des hessischen Landesjagdverbandes, Jürgen Ellenberger. «Wildunfallprävention ist aktiver Tierschutz und trägt zugleich zur Stabilität des Bahnverkehrs bei.»

80 Prozent der Unfälle sind mit Rehwild

Pro Jahr ereignen sich auf dem Abschnitt für das Pilotprojekt etwa 30 Kollisionen mit Wild, davon 80 Prozent Rehwild und 20 Prozent Wildschweine, wie der Landesjagdverband erklärte. Dies sei zwar deutlich weniger als auf Straßen. «Aber dennoch mit erheblichen Folgen: Tierleid, Zugstopps, langwierige Kontrollen der Strecke und verspätete Folgezüge.»

Aber warum ist dieser Gleisabschnitt so ein Hotspot für Wildunfälle? Besonders die bewaldeten Abschnitte zwischen Bahnstrecke und der nahen Autobahn 3 böten sich für Rehe und Wildschwein als ideale Rückzugsräume an, erläutern die Jäger. Mountainbiker, Jogger oder freilaufende Hunde gebe es dort kaum.

Zugführer muss nach Schock abgelöst werden

Auch psychische Folgen für den Zugführer sind möglich – manchmal ist nur ein dumpfer Schlag spürbar und es ist nicht klar, was genau passiert ist. Beispielsweise erlitt vor kurzem auf der Strecke nahe Kirn in Rheinland-Pfalz ein Zugführer einen leichten Schock, als sein Regionalzug mit einem Reh zusammenstieß. Er musste abgelöst werden. DB-Mitarbeitende, die beispielsweise nach einem Wildunfall Unterstützung benötigen, könnten selbstverständlich psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, teilte die Bahn mit.