Dieser am Tatort entdeckte Arbeitshandschuh brachte in einem Jahrzehnte alten Kriminalfall in Ostwestfalen die Wende bei den Ermittlungen.
Dieser am Tatort entdeckte Arbeitshandschuh brachte in einem Jahrzehnte alten Kriminalfall in Ostwestfalen die Wende bei den Ermittlungen. Foto: -/Polizei Bielefeld/dpa

Bielefeld (dpa/lnw) – Am Bielefelder Landgericht hat ein Prozess zu einem jahrzehntelang ungeklärtem Mordfall begonnen. Vor über 31 Jahren wurde der Kioskbetreiber Heinz-Georg S. getötet. Angeklagt in dem lange als sogenannter Cold Case eingestuftem Fall ist ein heute 45-jähriger Mann. Er soll den 67-Jährigen am 13. Juli 1994 als 15-Jähriger mit massiven Schlägen am Kopf verletzt und einen geringen Bargeldbetrag aus der Kasse genommen haben. Anschließend flüchtete er unerkannt.


Verhandelt wird wegen des zur Tatzeit jugendlichen Alters des Angeklagten nach Jugendstrafrecht. Das bedeutet: Die Öffentlichkeit ist bei der mündlichen Verhandlung ausgeschlossen und das Gericht informiert erst nach einem Urteil über das Ergebnis. Bis zum 24. Oktober hat das Gericht Termine angesetzt. Im Jugendstrafrecht gibt es keine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Höchststrafe liegt bei zehn Jahren Gefängnis. 

Weil das Verbrechen über Jahrzehnte nicht aufgeklärt wurde, galt es als sogenannter Cold Case. Im Frühjahr 2025 war den Ermittlern nach einem neuen DNA-Abgleich in der Bevölkerung mit einem am Tatort entdeckten Arbeitshandschuh eine Wende in dem Fall gelungen. Ein Zeuge hatte den Handschuh erkannt und einen Hinweis auf einen mittlerweile geschlossenen Handwerksbetrieb gegeben. Ins Visier gerieten über Einwohnermeldedaten über 200 Männer, die zum Tatzeitpunkt zwischen 14 und 60 Jahre alt waren. Sie gaben eine Speichelprobe ab. Darunter gab es einen Treffer auf einen Familienangehörigen des jetzt Angeklagten. Nach einem weiteren DNA-Test erfolgte die Festnahme.

Bereits nach der Tat großer Ermittlungsaufwand

Bereits 1994 hatten die Ermittler einen großen Aufwand betrieben, um den Fall aufzuklären. So wurden 350 Passat-Besitzer überprüft und über 100 Stammkunden des Kiosks anhand ihrer Fingerabdrücke. Doch auch Speichelproben der Stammkunden führten nicht zu einem DNA-Treffer.