In einigen Kinderkliniken in NRW gibt es bereits jetzt erste Engpässe. (Symbolbild)
In einigen Kinderkliniken in NRW gibt es bereits jetzt erste Engpässe. (Symbolbild) Foto: Marijan Murat/dpa

Dortmund/Münster (dpa/lnw) – Noch vor dem Start des Erkältungswinters spüren einige Kinderklinken in Nordrhein-Westfalen bereits eine höhere Belastung. «Die Infektionswelle läuft in der Kindermedizin gerade an, und wir sehen schon die ersten landesweiten Engpässe, die sich dadurch verschärfen, dass zunehmend Kinderkrankenpflegekräfte fehlen und damit die stationären Ressourcen nicht komplett ausgeschöpft werden können», sagte der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Dortmund, Prof. Dominic Schneider, der Deutschen Presse-Agentur.


Teils fehlende Medikamente sind eine zusätzliche Herausforderung. Auch wenn sich die Situation in Bezug auf die Versorgung in der Kinderklinik im letzten Jahr deutlich gebessert habe, gebe es insbesondere bei Antibiotika in geeigneter kindgerechter Darreichungsform einen Mangel, sagte Schneider. 

Eine Sprecherin des Universitätsklinikums Münster (UKM) teilte auf Anfrage mit, dass es bekanntermaßen deutschlandweit insgesamt wenig freie Kapazitäten in den Kinderkliniken gebe und dies auch das UKM betreffe.

Am Universitätsklinikum Bonn sei die Situation in der Kinderklinik aktuell stabil, sagte eine Sprecherin. Allerdings sei die «Infektwelle» noch nicht losgegangen. Aus dem Helios Klinikum Krefeld hieß es, dass man aktuell «glücklicherweise» weit von einer spürbaren Infektionswelle entfernt sei und auch in den Kinderkliniken noch keinen Anstieg an RSV-Infektionen verzeichne. Die Klinik sei allerdings auch von den derzeitigen Lieferengpässen der RSV-Impfstoffe für Neugeborene betroffen. Die Lage sei im Moment aber gut beherrschbar.

Verband der Kinder- und Jugendärzte: «Ruhe vor dem Sturm»

Das Universitätsklinikum Düsseldorf berichtete, dass es derzeit keine besonderen Ausnahmesituationen gebe. Am Universitätsklinikum Aachen gibt es aktuell ebenfalls keine Besonderheiten zu vermelden, wie ein Sprecher mitteilte. Das Universitätsklinikum Köln wollte sich auf dpa-Anfrage nicht zur aktuellen Situation äußern.

Auch wenn die Situation aktuell noch beherrschbar scheint, erwartet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Nordrhein indes erneute Engpässe bei der Medikamentenversorgung und Klinikbetten. BVKJ-Pressesprecher und Kinderarzt Dr. Axel Gerschlauer sagte: «Die Bettensituation in den Kinderkliniken haben wir Niedergelassene in den letzten Monaten als teilweise angespannt, aber gut handhabbar empfunden. Zurzeit fühlt es sich an wie die Ruhe vor dem Sturm.» Ohne, dass es bislang eine echte «Welle» gebe, würden die Infektzahlen stetig steigen.

Gesundheitsministerium: Gesamtsituation angespannt

In den vergangenen Jahren habe man erleben müssen, dass es zu bedrohlichen Engpässen sowohl bei den Kindermedikamenten als auch bei den Betten in Kinderkliniken gekommen sei. Teilweise hätten Kinder mit Atemnot und fiebernde Säuglinge in weit entfernte Städte transportiert werden müssen, weil Kapazitäten vor Ort bereits erschöpft gewesen seien. Der Verband schaue auch mit Blick auf das Hinterherhinken im Kampf gegen den Atemwegskeim RSV – sowohl mit Blick auf den verspäteten Impfbeginn als auch jetzt einen Mangel an Impfstoff – mit Sorge auf die kommenden Monate.

Das NRW-Gesundheitsministerium bezeichnete die Gesamtsituation in den Krankenhäusern in NRW auf Anfrage «insgesamt als angespannt», jedoch ohne erhebliches Überstrapazieren der Versorgungskapazitäten. Speziell in der Kinderkrankenpflege seien Arbeitsgruppen zur Stabilisierung der Versorgungslage ins Leben gerufen worden. So gebe es Überlegungen, die Zusammenarbeit an der Schnittstelle zur Erwachsenen-Medizin zu fördern und Pflegekräfte aus diesem Bereich schnell in die Kinderkrankenpflege zu integrieren.