Aufnahmen einer Tierrechtsorganisation brachten die Ermittlungen ins Rollen. (Symbolfoto)
Aufnahmen einer Tierrechtsorganisation brachten die Ermittlungen ins Rollen. (Symbolfoto) Foto: Friso Gentsch/dpa

Lünen (dpa) – Gegen den Inhaber eines Schlachtbetriebs aus dem Kreis Unna in Nordrhein-Westfalen hat ein Prozess wegen Tierquälerei in zahlreichen Fällen begonnen. Die Anklage wirft ihm 45 Taten vor, wie eine Sprecherin des Amtsgerichts Lünen zu Verhandlungsbeginn auf dpa-Anfrage schilderte. Der Mann habe sich am ersten Prozesstag nicht zu den Vorwürfen geäußert.


Bereits 2024 hatte der Prozess gegen den Chef des Schlachtbetriebs mit zunächst elf angeklagten Taten begonnen. Das Ursprungsverfahren sei dann aber ausgesetzt worden. Die Staatsanwaltschaft werfe dem Mann weitere 34 Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vor und habe eine Nachtragsanklage vorgelegt. Diese konnte man aber 2024 nicht in den gerade begonnenen Prozess einbeziehen, wie die Sprecherin sagte. 

Es wurde also eine zweite Anklage erhoben – und nun seien inhaltlich alle 45 Tatvorwürfe zusammengeführt, erläuterte das Gericht. Zuvor hatte der Westdeutsche Rundfunk (WDR) über den neuerlichen Verhandlungsstart berichtet.

Es soll zu zahlreichen Misshandlungen gekommen sein 

Nach früheren Angaben wirft die Staatsanwaltschaft dem Inhaber vor, in einer Viehsammelstelle im Kreis Unna kranke und nicht transportfähige Rinder geschlagen und nicht ausreichend mit Wasser und Nahrung versorgt zu haben. Unter anderem soll ein Tier, das nicht mehr laufen konnte, mit einer Maschine über den Boden geschleift worden sein. Zudem wurde laut Anklage das Fleisch eines im Betrieb verendeten Rindes als vermeintliches Schlachtvieh verkauft. Den Tieren soll zudem in unzulässigem Maße Blut abgenommen worden sein.

Videos von Tierschützern brachten den Fall ins Rollen

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren im Jahr 2021 durch Videoaufnahmen der Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz angestoßen worden. Hinweise auf systematische Misshandlungen durch die Tierschützer hatten auch zur Schließung der Viehsammelstelle des Kreises Unna geführt. 

Zwei Mitarbeiter des Betriebs waren Anfang 2024 wegen mehrerer Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bereits zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Beide seien am Mittwoch als Zeugen geladen gewesen, hätten sich aber nicht zur Sache geäußert, berichtete die Gerichtssprecherin. Weitere sieben Termine bis 6. August sind anberaumt.