Die Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen wird seit Jahren saniert (Archivfoto)
Die Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen wird seit Jahren saniert (Archivfoto) Foto: Henning Kaiser/dpa

Düsseldorf (dpa) – Bei der Sanierung der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei haben sich Mitarbeiter des landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) offensichtlich doch nicht bestechen lassen. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt ein vertraulicher Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. Tatsächlich hätten die Mitarbeiter wegen äußeren Drucks unter anderem den Architekten auf dem kurzen Dienstweg engagiert.


Wörtlich heißt es in dem knapp 90-seitigen Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt: «Belegbare Hinweise auf eine vorsätzliche Manipulation der kaufmännischen Abwicklung zum Zwecke der persönlichen Bereicherung von Mitarbeitenden des BLB NRW liegen nicht vor.» Das widerspricht dem anfänglichen Verdacht der Staatsanwaltschaft, die aktuell noch gegen sieben Beschuldigte ermittelt – darunter vier Mitarbeiter des BLB.

Am Donnerstag stellte ein Vertreter von «Deloitte» Kernpunkte des Berichts auch im öffentlichen Teil des Haushaltsausschusses im Landtag vor. Details sollten in einem nichtöffentlichen Teil besprochen werden.

Ermittler hatten 57 Objekte durchsucht

Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt (LKA) hatten Mitte Januar 57 Objekte durchsucht, darunter die Zentrale des BLB, Geschäftsräume einer Leuchtenfirma und ein Architekturbüro. Begründung: Verdacht der Bestechung und Bestechlichkeit, der wettbewerbsbeschränkenden Absprachen bei Ausschreibungen, der Untreue sowie des Betruges bei der Sanierung der Staatskanzlei. Durch Einfluss auf Auftragsvergaben unter anderem bei der Beleuchtung sei ein Schaden in Millionenhöhe entstanden, hieß es damals in einer Pressemitteilung.

Das Finanzministerium hatte parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft die Firma Deloitte engagiert. Im Haushaltsausschuss des Landtags soll heute der Zwischenbericht der Prüfer vorgestellt werden. 

Laschet wünschte sich bestimmten Architekten

Laut dem Papier hatte der damalige Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sich einen bestimmten Architekten gewünscht – den der BLB ohne korrektes Ausschreibungsverfahren engagierte. Nachträglich habe man versucht, das zu kitten, so der Bericht. 

Laut dem Deloitte-Papier standen die BLB-Mitarbeiter unter hohem Druck, unter anderem durch das Bauministerium. Schon 2017 habe es geheißen: «Möglicherweise müsse der BLB andere Projekte hinten anstellen, da die Sicherung der Staatskanzlei auch beim BLB die höchste Priorität haben müsse.»

Kosten stiegen um 67 Prozent

Besagte Sicherungsmaßnahmen seien über zwei Jahre immer wieder geändert worden, zudem habe es zahlreiche neue «Nutzerwünsche» aus der Staatskanzlei gegeben, schreibt Deloitte in dem Bericht. In Kombination mit Pandemie, Ukraine-Krieg und Inflation seien die Kosten so um 67 Prozent gestiegen. Das Budget liege inklusive der bislang nie veröffentlichten Kosten für die Sicherungsmaßnahmen inzwischen bei 72,2 Millionen Euro.