Düsseldorf (dpa/lnw) – Der jetzt beginnende Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter von Solingen kann nach Einschätzung der Notfallseelsorgerin Simone Henn-Pausch für Angehörige «ein erster Abschluss» des Geschehens sein. Noch immer stellten sich Betroffene die Frage nach dem Warum, sagte die Leiterin der Notfallseelsorge Solingen im WDR-«Morgenecho». «Dass versucht wird, das Geschehen mit dem Verstand zu greifen und nachzuvollziehen. Es gibt immer noch eine Suche nach Antworten.»
Neun Monate nach dem Terroranschlag von Solingen beginnt heute in Düsseldorf der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter. Der Syrer Issa al H. soll am 23. August 2024 bei einem Stadtfest drei Besucher erstochen und weitere verletzt haben.
Die Einsatzkräfte seien mittlerweile alle wieder aktiv, sagte Henn-Pausch. In den ersten Wochen hätten sie Schwierigkeiten gehabt, seien mittlerweile aber wieder im Dienst. Sie seien aber auch extra trainiert, mit schlimmen Ereignissen umzugehen.
Im Kopf die Frage: Was ist, wenn hier jetzt was passiert?
Henn-Pausch sagte, sie selbst wolle sich von dem Ereignis nicht einschränken lassen und besuche deshalb weiterhin Veranstaltungen mit vielen Menschen. «Dennoch ist das so, dass wenn ich zum Beispiel auf Stadtfesten bin, mir schon Gedanken durch den Kopf gehen: Was ist, wenn hier jetzt was passiert? Was ist, wenn hier eine Panik ausbricht? Dennoch gehe ich hin. Dennoch möchte ich mich in meiner Freiheit da nicht einschränken lassen.» Diese Einstellung kennzeichne einen Großteil der Stadtbevölkerung. Die vorherrschende Haltung sei: «Wir wollen wieder Feste feiern, wir wollen wieder fröhlich zusammen sein. Wir wollen nicht allen Menschen misstrauisch begegnen.»