Nach dem Tod eines Säuglings sind vor dem Landgericht Bonn die Eltern des Kindes angeklagt. (Archivbild)
Nach dem Tod eines Säuglings sind vor dem Landgericht Bonn die Eltern des Kindes angeklagt. (Archivbild) Foto: Thomas Banneyer/dpa

Bonn (dpa) – Nach dem gewaltsamen Tod ihres neugeborenen Babys hat vor dem Bonner Landgericht der Prozess gegen die Eltern begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 28 Jahre alten Vater Totschlag sowie schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vor. Die 22-jährige Mutter ist wegen Beihilfe zur Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung angeklagt. Am ersten Prozesstag bestritt der Vater die Vorwürfe.


Der Mann soll seine weinende Tochter wiederholt körperlich attackiert haben, um sie ruhigzustellen. Ende Oktober 2024 – das Mädchen war zu dem Zeitpunkt sieben Wochen alt – soll er es so heftig geschüttelt haben, dass es lebensbedrohliche Blutungen im Schädel erlitt und ins Koma fiel. Das Baby starb fünf Wochen später in einer Klinik.

Der angeklagte Vater bestreitet die Vorwürfe

Das Paar war nach dem Angriffskrieg Russlands aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet und lebte zuletzt in einer Flüchtlingsunterkunft in Bonn. Der 28-jährige Marokkaner hatte in der Ukraine Medizin studiert und dort die 22-Jährige kennengelernt.

Zum Prozessauftakt ließ der Angeklagte über seinen Verteidiger erklären, dass er seine Tochter weder misshandelt noch geschüttelt habe. Vielmehr habe das Kind Bauchkrämpfe gehabt, weswegen er es an den Beinen massiert habe. Als es schließlich blau angelaufen sei, habe er die Security der Unterkunft alarmiert. Zusammen mit einem Mitarbeiter habe er das Kind bis zum Eintreffen des Notarztes reanimiert. 

Die Mutter belastet ihren Ex-Partner vor Gericht

Die 22-Jährige sagte vor Gericht, bereits nach der Geburt ihres ersten gemeinsamen Sohnes sei ihr Ex-Partner nach dem Konsum von Alkohol immer wieder gewalttätig geworden. Bereits zehn Tage vor der Tat habe er die schreiende Tochter «wie ein Spielzeug» an den Beinen genommen und kopfüber hin- und her geschaukelt. Am Tattag habe er das weinende Mädchen plötzlich an den Oberarmen genommen und so heftig geschüttelt, dass der Kopf hin- und hergeflogen sei. 

Nach der Tat habe sie aus Angst vor dem Angeklagten nicht die Wahrheit gesagt und behauptet, es sei nichts vorgefallen. Sechs Wochen später wurde der 28-Jährige festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die 22-Jährige lebt heute mit ihrem Sohn an einem unbekannten Ort in einer Mutter-Kind-Einrichtung. Der Prozess ist bis Mitte August terminiert.