Junge Eichen an der L608 in Wulfen. Foto Straßen NRW
Junge Eichen an der L608 in Wulfen. Foto Straßen NRW

NRW. Baumkontrolleur Oliver Schulte ist zufrieden, wenn er von seinen Fahrten zu den neu gepflanzten Bäumen aus dem nordöstlichen Ruhrgebiet zurück ins Büro kommt. Die im Winter 2020 gepflanzten Linden, Walnüsse und Esskastanien sind gut angegangen und „dieser Winter ist, vor allem im Vergleich zu denen der Vorjahre, schön feucht.“ Einige der jungen Eichen machen dem gelernten Straßenwärter noch Sorgen, aber „die schwächeln oft im ersten Jahr und erholen sich meist, sobald sie gut angewachsen sind“.

Über 800 Bäume haben Schulte und seine Kollegen im vergangenen Jahr im Ruhrgebiet gepflanzt. Viele ersetzen Bäume entlang von Bundes- und Landesstraße, die aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden mussten, z.B. in Bochum, Datteln, Dorsten, Dortmund, Essen und Marl. Daneben entstand auch eine Streuobstwiese im Süden Bochums. Weil die Bäume an ihrem neuen Standort besonders empfindlich sind, werden sie drei Jahre lang aufmerksam beobachtet und unterstützt. Dazu gehört unter anderem der Einsatz von Gießrändern, die bis zu 100 Liter Wasser fassen, und etwas kleineren Gießsäcken, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßen.NRW-Straßenmeistereien die jungen Bäume auch bei langanhaltender Trockenheit zuverlässig wässern können.

Gerade die Trockenheit der vergangenen Jahre macht dem sogenannten Straßenbegleitgrün und damit den Straßen.NRW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern zu schaffen: „2020 mussten wir leider reichlich Bäume fällen“, resümiert Gerhard Kranefuß, der bisher vor allem am Niederrhein und heute zwischen Velbert und Dortmund Bäume kontrolliert. Besonders die Birken haben die vergangenen Sommer nicht gut vertragen. Eschen, Linden oder Kastanien leiden zudem häufig unter Pilz- und andere Krankheiten und müssen deshalb gefällt werden. „Ich muss immer abwägen: Wo ist die Grenze? Wo kann man es verantworten, einen Baum stehen zu lassen und nur einzelne Äste zu entfernen? Und wo ist die Verkehrssicherheit gefährdet, so dass man den Baum fällen muss?“

Kranefuß und Schulte bemühen sich, den Bestand der Straßenbäume in ihrer Region zu erhalten. Und wann immer möglich, ersetzen sie gefällte Bäume. „Pläne für Neupflanzungen hat man bei den Kontrollen eigentlich immer im Hinterkopf“, sagt Schulte. Dabei ist es nicht immer sinnvoll, an jedem alten Standort einen neuen Baum zu pflanzen, z.B. wenn der alte Baum zu nah an der Straße gewachsen war. Denn nicht alle Bäume sind bewusst gepflanzt; so mancher Baum hat sich ganz allein angesiedelt und dabei nicht immer den optimalen Platz gewählt.

Baumkontrolleur Kranefuß plant in der kommenden Saison allein im Raum Velbert rund 60 Bäume als Ersatz für insgesamt 120 dort gefällte Bäume zu pflanzen. Der alte Baumbestand stand in vielen Fällen zu eng beieinander. Ergänzt werden diese Pflanzungen mit Sträuchern. Schulte wird frühestens in der kommenden Saison neue Pflanzungen anstoßen und bis dahin den Altbestand und die im vergangenen Jahr gepflanzten Bäume im Blick behalten.

Die Straßen.NRW-Baumkontrolleure verfolgen aufmerksam die Debatten rund um den Klimawandel und die wissenschaftlich begleiteten Versuche mit der Ansiedlung von nicht-heimischen Gehölzen und Bäumen. „Die heimischen Bäume haben aktuell Probleme und wir haben zum Teil viele Ausfälle. Aber ich hoffe, dass die Arten sich langfristig an die veränderten Bedingungen anpassen werden“, sagt Schulte. Ahorne, Eichen, Linden und Buchen wird er so schnell nicht von seinem Pflanzzettel streichen.