In einem Nationalpark genießt die Natur größtmöglichen Schutz - doch Gegner fürchten negative Auswirkungen für die Wirtschaft. (Symbolbild)
In einem Nationalpark genießt die Natur größtmöglichen Schutz - doch Gegner fürchten negative Auswirkungen für die Wirtschaft. (Symbolbild) Foto: Henning Kaiser/dpa

Kleve (dpa/lnw) – Am Niederrhein laufen die Vorbereitungen für den Bürgerentscheid über einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Der Reichswald bei Kleve ist der letzte verbliebene Standort für das von der Landesregierung angestoßene Artenschutzprojekt. Sollten sich die Bürger mehrheitlich gegen die Ausweisung eines Nationalparks aussprechen, werde die schwarz-grüne Landesregierung das Vorhaben nicht weiter verfolgen, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums. Mitte Dezember soll das Ergebnis des Bürgervotums vorliegen.


Bürgerentscheid als letzte Chance für das Vorhaben

Mit der Ausweisung eines zweiten Nationalparks will die Landesregierung die Artenvielfalt verbessern. Sechs Regionen in NRW wären nach Einschätzung des Landes geeignet – doch überall lehnten die politischen Gremien vor Ort die Idee bereits ab. Vor allem CDU und FDP stellten sich in den Kreistagen gegen das Naturschutzprojekt, während Grüne und SPD meist dafür waren. Die letzte Chance für das Vorhaben ist nun der Bürgerentscheid im Kreis Kleve. 265.000 Menschen dürfen dort in einer reinen Briefwahl darüber abstimmen, ob der Reichswald ein Nationalpark werden soll.

In einem solchen Gebiet genießt die Natur größtmöglichen Schutz. Bislang gibt es in NRW einen Nationalpark in der Eifel. Doch das reiche nicht aus, argumentierte Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Fast jede zweite Tier-, Pilz- und Pflanzenart im Land stehe auf der «Roten Liste» – sei also gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. 

Umweltminister macht keinen aktiven Wahlkampf

Krischer will in den nächsten Wochen aber keinen aktiven Wahlkampf am Niederrhein machen. «Der Minister wird sich nicht in Bürgerentscheide reindrängen», sagte der Ministeriumssprecher. Die Entscheidung liege jetzt bei den Bürgerinnen und Bürgern im Kreis Kleve. «Wir haben immer gesagt, wir verfolgen die Nationalpark-Idee nur, wenn die Menschen vor Ort mitmachen.»

Deutlich aktiver nimmt der Minister inzwischen die Moore im Land in den Blick. Denn eine Renaturierung von Mooren könne ebenfalls zur Bewahrung der biologischen Vielfalt und zu einem natürlichen Klimaschutz beitragen, so das Argument. Das Ziel, die biologische Vielfalt im Land zu schützen, wäre nicht gescheitert, nur weil es keinen zweiten Nationalpark gäbe, betonte der Ministeriumssprecher.

Mehr Artenvielfalt oder Belastung für die Wirtschaft?

Im Kreis Kleve wollen Befürworter und Gegner eines Nationalparks im Reichswald in den kommenden Wochen bei den Wählern für ihre Position werben. Plakate werden gedruckt, Social-Media-Auftritte entworfen. «Am Niederrhein gibt es schon jetzt fast keine zusammenhängen Wälder mehr», sagt eine Sprecherin der «Initiative Internationalpark Reichswald». Umso wichtiger wäre ein Nationalpark, um die Natur und die Artenvielfalt zu schützen.

Kritiker hingegen fürchten durch einen Nationalpark Einschränkungen für die örtliche Wirtschaft. So darf in einem Nationalpark bis auf wenige Ausnahmen keine Forstwirtschaft betrieben werden, Windräder dürfen nicht aufgestellt werden und auch für Wanderer und Radfahrer sind kleinere Einschränkungen zugunsten der Natur möglich. Im Kreis Kleve warnte etwa die CDU zudem vor möglichen Einschränkungen bei der Versorgung der Menschen mit Trinkwasser aus dem Reichswald.