Auf einem der Düsseldorfer Rosenmontagswagen schließen Donald Trump und Wladimir Putin einen «Hitler-Stalin-Pakt 2.0» auf Kosten der Ukraine ab.
Auf einem der Düsseldorfer Rosenmontagswagen schließen Donald Trump und Wladimir Putin einen «Hitler-Stalin-Pakt 2.0» auf Kosten der Ukraine ab. Foto: Federico Gambarini/dpa

Köln/Düsseldorf/Mainz (dpa) – Unter wolkenlosem Himmel haben die Rosenmontagszüge in Köln, Mainz und Düsseldorf Hunderttausende Menschen angezogen. Allein in Köln brachten dabei etwa 12.500 Teilnehmer rund 300 Tonnen Süßigkeiten und 300.000 Blumensträuße unter die Narren.


Erstmals waren dieses Jahr auch die Reality-TV-Stars die Geissens im Kölner Zug mit dabei. «Das ist natürlich sehr aufregend», freute sich Robert Geiss. Seine Frau Carmen sagte, von dem Zug sollten «Freude, Liebe und Frieden» ausgehen.

Die Narren arbeiten sich an Donald Trump ab 

Der meistpersiflierte Mann an diesem Rosenmontag war Donald Trump – «das ist einfach seinem Wahnsinn geschuldet, da kommen wir Wagenbauer kaum hinterher», sagte der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly der Deutschen Presse-Agentur. Allein in Düsseldorf fuhren drei Trump-Wagen im Zug mit.

Auf einem schloss der US-Präsident mit Russlands Wladimir Putin einen «Hitler-Stalin-Pakt 2.0» ab und zerquetschte dabei die Ukraine. Der Hitler-Stalin-Pakt von 1939 hatte den Weg für die Invasion und Aufteilung Polens durch Nazi-Deutschland und die Sowjetunion freigemacht. Tilly verwies zur Erklärung auf den Eklat im Weißen Haus, als Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj lautstark mit Vorwürfen überzogen und gedroht hatte, die Ukraine im Stich zu lassen. «Wir müssen schon harte Satire machen, entsprechend der dramatischen Weltsituation», sagte Tilly.

Ein anderer Motivwagen in Düsseldorf zeigte Trump zusammen mit Putin und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping – alle drei stellen hüllenlos dicke Eier zur Schau. «Alle drei Großmächte sind in den Händen von antidemokratischen Despoten – das ist die Botschaft», so Tilly. Ein dritter Wagen zeigt Trump als Brandstifter und Zerstörer der liberalen Ordnung, wie er in Annexionen, Zöllen, Klimazerstörung und Massenabschiebungen schwelgt. Im Kölner Rosenmontagszug legte Trump die Freiheitsstatue und die Justitia – Demokratie und Rechtsstaat – an die Leine, im Mainzer Zug bohrte er nach Öl: «Drill Baby, Drill».

Nur eine Woche zwischen Bundestagswahl und Rosenmontag

Eine besondere Herausforderung für alle Wagenbauer war dieses Jahr, dass sie zwischen der Bundestagswahl und Rosenmontag nur eine Woche Zeit hatten. Tilly zeigte Wahlgewinner Friedrich Merz als Esel, der einen Karren mit so schweren Problemsäcken ziehen muss, dass er von der Last hoch gewippt wird und in der Luft baumelt. «Wollen wir mal hoffen, dass er kein Leichtgewicht ist», sagte Tilly dazu. «Er muss Putin und Trump gewachsen sein.»

Ein anderer Düsseldorfer Wagen zeigte AfD-Chefin Alice Weidel als böse Hexe, die mit einem Lebkuchen in Hakenkreuz-Form die Jungwähler Hänsel und Gretel bezirzt. «Der Wagen soll zeigen, dass die AfD sehr geschickt darin ist, junge Menschen über die Social Media in ein radikales Weltbild zu locken», sagte Tilly zur Erklärung. Für den bereits vorab veröffentlichten Wagen habe er jede Menge Drohungen und Schmähungen erhalten.

Erzbistum Köln kritisiert Wagen zum Thema Missbrauch

Kritik des Erzbistums Köln und mehrerer CDU-Politiker hatte schon vor Rosenmontag ein Kölner Wagen zum Thema des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche auf sich gezogen. Das Motiv zeigt einen Beichtstuhl mit der Aufschrift «Jesus liebt dich», aus dem ein Priester einen Messdiener zu sich heranwinkt.

Kritiker bezeichneten dies als «geschmacklos», weil hier Jesus selbst einbezogen werde. Matthias Katsch von der Betroffenen-Initiative «Eckiger Tisch» wies die Kritik zurück. «Die Abbildung verweist auf zentrale Risiko-Orte für sexuellen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche: Kinder, die zur Beichte gehen sowie Ministranten waren in der Vergangenheit besonders gefährdet», sagte Katsch der dpa. Der Wagen treffe deshalb genau ins Schwarze.

Nach den Gewalttaten von München und Magdeburg wurden die Rosenmontagszüge dieses Jahr besonders stark von der Polizei gesichert. In den sozialen Netzwerken tauchte zudem eine Aufforderung zu Anschlägen im Kölner Karneval auf. Das halte man aber für «Panikmache», sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns der dpa. Die Polizei habe ihr Einsatzkonzept aber noch einmal angepasst, enorm viele Kollegen seien in der Stadt unterwegs, alle Maßnahmen, die man ergreifen könne, seien ergriffen worden.

Bundesinnenminister Nancy Faeser (SPD), die im Kölner Zug mitfuhr, dankte der Polizei und sagte, Karneval sei wichtig für den Zusammenhalt in der Gesellschaft: «Ich hoffe, es feiern alle heute schön friedlich.»