Der Ratinger Feuerwehrchef René Schubert übergab die ersten druckfrischen Exemplare des Jahresberichts 2020 an Bürgermeister Klaus Pesch, den scheidenden Ersten Beigeordneten Rolf Steuwe und dessen Nachfolger als Feuerschutzdezernent, Harald Filip (v.r.n.l.). Foto: Stadt Ratingen
Der Ratinger Feuerwehrchef René Schubert übergab die ersten druckfrischen Exemplare des Jahresberichts 2020 an Bürgermeister Klaus Pesch, den scheidenden Ersten Beigeordneten Rolf Steuwe und dessen Nachfolger als Feuerschutzdezernent, Harald Filip (v.r.n.l.). Foto: Stadt Ratingen

Ratingen. Zum zweiten Mal in Folge muss die traditionelle Ratinger Wehrversammlung ausfallen. Die Ratinger Feuerwehr hat ein Jahr hinter sich, das in mancher Hinsicht sehr besonders war, aber nicht in jeder. Denn neben den vielfältigen Corona-bedingten Belastungen für zahlreiche Mitglieder der Feuerwehr bleiben ja auch die normalen Aufgaben, und die sind nur unwesentlich zurückgegangen. Das und vieles mehr geht aus dem Wehrbericht 2020 hervor, der soeben erschienen ist. Feuerwehrchef René Schubert übergab die ersten druckfrischen Exemplare jetzt an Bürgermeister Pesch, an den noch amtierenden Feuerwehrdezernenten Rolf Steuwe sowie an dessen Nachfolger Harald Filip.

Unschöne Erinnerungen wurden bei diesem Anlass wach. Denn vor einem Jahr musste die Wehrversammlung auch schon abgesagt werden – als erste Ratinger Veranstaltung überhaupt zu Beginn der Pandemie. „Damals hat sich wohl niemand von uns vorgestellt, dass das Virus nach einem Jahr immer noch derart unser Leben bestimmen würde“, sagt Feuerwehrchef René Schubert. Das Ausmaß der Auswirkungen gerade bei der Feuerwehr wird bei der Lektüre des Jahresberichts sehr deutlich, und zwar jenseits aller Zahlen.

Wie sehr das soziale Leben bei der Feuerwehr eingefroren ist, zeigt sich daran, dass Beförderungen, Bestellungen und Überleitungen sowie Ehrungen im Bereich der freiwilligen Feuerwehr verschoben werden. Der wichtige feierliche Rahmen der Wehrversammlung fehlt.

Und jenseits des unmittelbaren Feuerwehrbereichs hat die Pandemie der Feuerwehr und insbesondere deren Leitung eine Koordinationsaufgabe von zentraler Bedeutung beschert. Denn in „Sonderlagen“ ist die Feuerwehr gefragt und somit auch in dem kommunalen Krisenstab, der aus solchen Anlässen gebildet wird. In normalen Jahren reichen die Finger einer Hand, um aufzuzählen, wie oft dieser Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) zusammenkommen muss. Doch seit mehr als einem Jahr tagt nun der SAE mindestens wöchentlich, manchmal häufiger, um die Lage und neue Entwicklungen zu analysieren und gegebenenfalls Maßnahmen einzuleiten. Der Meldekopf SAE ist, kurz gesagt, die zentrale Schaltstelle für alles, was in Ratingen mit Corona zu tun hat. An jedem einzelnen Tag seit Aschermittwoch 2020 wurde dort ein Lagebericht erstellt.

„Wir können immer froh sein, dass wir in Ratingen eine so schlagkräftige und professionelle Truppe haben“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch. „In einer solche Krise ist es natürlich noch viel wichtiger. Ich danke René Schubert und allen Ratinger Feuerwehrleuten von ganzem Herzen für den außergewöhnlichen Einsatz im abgelaufenen Jahr und kann nur hoffen, dass noch genug Energie da ist, denn leider ist die Pandemie noch nicht vorbei.“

Der Dank des Bürgermeisters richtet sich im selben Atemzug auch an den Ersten Beigeordneten Rolf Steuwe, den kraft seines Amtes geborenen Vorsitzenden des SAE, der im vergangenen Jahr die Sitzungen des SAE mit gewohnter Umsicht, Sachlichkeit und Zielstrebigkeit geleitet hat. Für ihn ist dieses Kapitel aber beendet, er geht zum 31. März in den wohlverdienten Ruhestand. Sein Nachfolger als Feuerschutzdezernent springt jedoch nicht ins kalte Wasser. Als Ordnungsdezernent hat der Beigeordnete Harald Filip schon an fast allen bisherigen SAE-Sitzungen teilgenommen.

Neben all dem hatte die Feuerwehr auch 2020 noch ihre normalen Jobs zu erledigen, zum Beispiel Feuer löschen und Leben retten. Es gab 18.935 Alarmierungen für Rettungsdienst und Feuerwehr, immerhin 3,2 Prozent weniger als 2019, hauptsächlich ein Ergebnis des ersten Lockdowns, als das gesellschaftliche Leben doch noch deutlich stärker eingefroren war als aktuell. Auch die Zahl der Feuerwehreinsätze ging etwas zurück, auf 1.931 und damit auf das Niveau von 2017. Dabei hat es aber gar nicht weniger gebrannt (oder nur geringfügig weniger). Hauptgrund für den Rückgang war die Corona-bedingt geringe Zahl an Veranstaltungen im letzten Jahr: Der Rückgang bei den Brandwachen betrug satte zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr. Die Notfallrettungseinsätze gingen um vier Prozent zurück, der Notarzt wurde dagegen ein wenig häufiger benötigt als 2019. Die Zahl der Krankentransporte ist deutlich um sechs Prozent zurückgegangen.