Frank Kluitmann von den Stadtwerken bei seinem Vortrag im Angersaal, Bild: Alexander Heinz
Frank Kluitmann von den Stadtwerken bei seinem Vortrag im Angersaal, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | Die Sitzung des Klimabeirates am Mittwochabend in der Stadthalle Ratingen bot gleich mehrere Schwerpunkte – von der Wiederwahl des gesamten Vorstands über technische Zukunftsfragen der Stadtwerke bis hin zu einem offenen Brief an den neuen Bürgermeister Patrick Anders.


Vorstand im Amt bestätigt

Der bisherige Vorstand des Klimabeirates wurde einstimmig für weitere zwei Jahre wiedergewählt. Vorsitzender Ulrich Otte erhielt ebenso wie die übrigen Mitglieder Anita Esper, Volkmar Schnutenhaus, Thomas Frühbuss und Dr. Arne Claussen alle 22 Stimmen der anwesenden Mitglieder.

Fernwärme im Wandel

Im Mittelpunkt der inhaltlichen Arbeit stand der Vortrag von Frank Kluitmann, Abteilungsleiter Netze Gas, Wasser, Wärme der Stadtwerke Ratingen. Er erläuterte die geplante Dekarbonisierung der Fernwärmeerzeugung – also die weitgehende Reduzierung der CO₂-Emissionen und die Umstellung auf klimafreundliche Energiequellen.

Kluitmann stellte den geplanten Ausbau des Fernwärmenetzes im Stadtteil Ratingen-West als zentralen Standort vor. Dort sollen künftig mehrere Wärmepumpensysteme installiert werden, die mit Luft- und Wasserenergie arbeiten. Umfangreiche Gutachten zu Schall, Statik und Emissionen bestätigten die technische Machbarkeit. Ziel sei eine nahezu klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045.

In der anschließenden Diskussion wurden die Pläne von mehreren Gästen als „zu kurz gesprungen“ oder „zu fantasielos“ kritisiert. Genannt wurden Alternativen wie Geothermie, Salzwärmspeicherung, Abwärmenutzung oder neue Windkraftanlagen in Homberg oder Höhenwindanlagen. Kluitmann und ein Kollege aus dem Netzvertrieb betonten, dass alle Optionen geprüft, aber aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen verworfen worden seien. „Klimaschutz ist fester Bestandteil unserer Unternehmensstrategie“, so Kluitmann, „doch Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit müssen zusammenpassen.“

Kontroverse um offenen Brief

Für Diskussion sorgte auch der vom Vorsitzenden Otte eingebrachte offene Brief an den neuen Bürgermeister Patrick Anders. Darin appelliert der Klimabeirat an Politik und Verwaltung, Klimaschutz und -anpassung als zentrale Gegenwartsaufgaben zu begreifen. Kritisiert wird unter anderem die Überlegung, den bisherigen Umwelt- und Klimaausschuss in den Ausschuss für Planung, Bauen und Mobilität zu integrieren – ein Schritt, der nach Ansicht des Beirats die Bedeutung des Themas schwächen würde.

Mehrere Anwesende bemängelten, dass der Brief nicht vorab im Gremium abgestimmt worden sei. Edgar Mählmann (Bürger-Union) stellte klar, dass eine solche Ausschussreform bislang nicht Gegenstand politischer Anträge sei. Auch CDU-Fraktionschef Stefan Heins widersprach der Befürchtung einer thematischen Abwertung: Bürgermeister Anders werde Klimaschutz sehr wohl als Schwerpunkt begreifen. Heins warnte zugleich, ein zu scharf formulierter Brief könne „kontraproduktiv wirken, wenn das Thema zu sehr politisiert wird“.
Ehrenvorsitzende Edith Feltgen erinnerte abschließend daran, dass der Klimabeirat „nicht mehr das ist, was wir uns bei der Gründung vor 26 Jahren vorgestellt haben“.

Ausblick: Jubiläumsabend mit Sven Plöger

Zum Abschluss der Sitzung wies Ulrich Otte auf ein besonderes Ereignis hin: Am 18. November 2025 feiert der Klimabeirat sein 25-jähriges Bestehen mit einem Vortragsabend des Meteorologen Sven Plöger in der Stadthalle.
Otte empfahl, sich den Termin „unbedingt vorzumerken – es wird ein außergewöhnlicher Abend werden“. Die Veranstaltung wird von der Stadt Ratingen, der Sparkasse HRV sowie weiteren Sponsoren finanziert. Geplant ist ein Abend mit vielen interessanten Facetten zum Thema Klima, zugeschnitten auf die Situation in Ratingen. Eingeladen werden auch die politischen Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft.