Ratingen | Ende 2024 lancierte die CDU-Fraktion ein Online-Partizipationsverfahren zur Einführung eines eigenen Fahrzeug-Kennzeichens für Ratingen – über 1 500 Teilnehmende, über 90 % Zustimmung für ein eigenes Symbol, 75 % plädierten für „RTG“ als Kürzel. Doch der Stadtrat lehnte den Antrag mehrheitlich ab. Jetzt bringt die CDU das Thema erneut auf die politische Bühne, angesichts der hohen Bürgerbeteiligung und breiter Unterstützung aus der Bevölkerung.
„Wir finden es bedauerlich, dass unsere Initiative abgelehnt wurde, obwohl klar war, wie viele Menschen das unterstützen“, so Stefan Heins, CDU-Fraktionsvorsitzender. Er wirft den übrigen Parteien vor, das Thema aus taktischen Wahlkampfgründen blockiert zu haben. „Wir wollen nun eine sachliche, weniger parteipolitische Diskussion führen – denn viele Menschen in Ratingen wünschen sich ein Kennzeichen, das ihre Heimat sichtbar macht.“
Ein Stück Heimat auf vier Rädern – ohne Zwang
Die CDU betont ausdrücklich: Die Einführung eines neuen Kennzeichens würde keine Pflicht bedeuten. Autofahrerinnen und Fahrer hätten die Option, mit „RTG“ sichtbar zu zeigen, woher sie kommen und zu welcher Stadt sie stehen. „Ich bin leidenschaftlicher Ratinger – und würde das gerne über die Stadtgrenzen hinaus zeigen“, erklärt Stefan Heins.
Der Vorschlag orientiert sich an Ideen eines Rechtsprofessors aus Heilbronn: durch eine Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung könnten mittelgroße Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern eigene Kennzeichen erhalten. Bis zu 320 neue Ortskürzel sind deutschlandweit denkbar – und Ratingen (Kürzel „RAT“ oder „RTG“) zählt zu den Kandidaten
Länderübergreifende Beispiele zeigen starke Nachfrage und breite Akzeptanz
Ein prominentes Beispiel: Das Tecklenburger Land führte 2013 das historische Kürzel TE wieder ein – neben dem bestehenden ST. Bereits während der Reservierungsphase gingen Tausende Vorbestellungen ein. Innerhalb der ersten Monate stieg die Anteil der Fahrzeuge mit TE-Kennzeichen rasch auf rund 40 % aller Zulassungen im Kreis Steinfurt . Das Regionalkennzeichen erreichte 2014 den siebten und bis 2017 sogar den vierten Platz der meistgenutzten Altkennzeichen in Nordrhein-Westfalen.
Auch in anderen Regionen wurden historische Kennzeichen reaktiviert: im Bodenseekreis ÜB (Überlingen), TT (Tettnang), im Landkreis Harz QLB (Quedlinburg), im Kreis Recklinghausen CAS (Castrop‑Rauxel) und GLA (Gladbeck) – Teil einer deutschlandweiten Bewegung zur Stärkung lokaler Identität durch mehr als 700 verfügbare Ortskennungen.
Verfahren und nächste Schritte
Um solche Kennzeichen auch in Ratingen zu ermöglichen, muss das Land Nordrhein‑Westfalen beim Bund einen Antrag auf Änderung der Fahrzeug-Zulassungsverordnung stellen. Nach positiver Bewertung durch den Bundesrat dürfen Kommunen eigene Kürzel beantragen. So funktioniertes etwa in Baden-Württemberg für Böblingen, Herrenberg (HBG, SFI) und viele weitere Städte.
Die CDU-Ratingen beantragt nun erneut, dass die Verwaltung sich öffentlich zur Initiative bekennt und die Präferenz „RTG“ kommuniziert. Ziel ist ein sachorientierter Dialog ohne parteipolitische latente Widerstände – und ein eindeutiges Votum, wie in anderen Regionen.
„Ratingen braucht ein Gesicht“ – SPD und Verwaltung gefordert
Erwartet wird eine transparente Diskussion: Welche Vorteile bringt ein eigenes Kennzeichen? Welcher Aufwand ist verbunden? Die CDU argumentiert, dass bereits durch vergleichbare Verfahren gezeigt worden sei, dass ein starkes Symbol Heimat, Gemeinschaftsgefühl und auch Marketingkraft stifte – und zu einem echten Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger werde.
Stefan Heins schließt: „Wenn fast 1 600 Menschen sich beteiligen und sich deutlich für ‚RTG‘ aussprechen, dürfen wir das nicht einfach ignorieren. Wir wollen die Initiative fortführen und auf eine Entscheidung hoffen, die dem Wunsch der Bevölkerung gerecht wird.“
In Ratingen soll bald geprüft werden, ob ein neues Kennzeichen RTG Realität werden kann – als sichtbares Zeichen lokaler Identität, ohne Zwang, aber mit viel emotionaler Bedeutung.