Blick auf die versammelten Gemeinden im Park von Schloss Linnep, Bild: Michael Wiesenhöfer
Blick auf die versammelten Gemeinden im Park von Schloss Linnep, Bild: Michael Wiesenhöfer

Ratingen‑Breitscheid | Bei strahlendem Spätsommerwetter versammelten sich Gläubige aus Ratingen, Kettwig und Mintard am 28. September 2025 im Park von Schloss Linnep zur ersten gemeinsamen Waldmesse der neu gegründeten pastoralen Einheit. Der Ort war bewusst gewählt: Zwischen jahrhundertealter Geschichte und lebendiger Gegenwart wurde ein symbolträchtiger Auftakt gefeiert.


Schloss Linnep – ein Haus mit Geschichte

Schloss Linnep – heute im Besitz des Freiherren von Ketteler – blickt auf eine lange und wechselvolle Tradition zurück. Der alte Rittersitz wurde bereits zwischen 1090 und 1120 erstmals mit einem Wehrturm erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Anlage mehrfach um- und ausgebaut: Besonders bedeutsam war ein Umbau 1769, bei dem Teile des alten Turmbaus in eine neue Struktur integriert wurden. Mitte des 19. Jahrhunderts folgten weitere bauliche Veränderungen.

Die Anlage ist von einem Wassergraben, einer sogenannten Gräfte, umgeben, durch die der kleine Hummelsbach fließt. Im Verlauf der Jahrhunderte wechselten die Eigentümer mehrfach: So gehörte das Anwesen ab 1582 der Familie von Isselstein, und 1855 erwarb Ferdinand Reichsgraf von Spee das Haus. Bis in die 1990er Jahre diente ein Flügel des Schlosses sogar als Archiv des Kreises Mettmann. Heute ist Schloss Linnep ein Wohnsitz und zugleich ein gern genutzter Ort für Trauungen und Feierlichkeiten.

Schloss Linnep steht seit jeher nicht isoliert, sondern in Wechselwirkung mit der religiösen und kulturellen Geschichte der Umgebung: Die evangelische Waldkirche Linnep entstand beispielsweise in den Jahren 1682–1684 auf einem Grundstück, das der Schlossherr Vincent Schott von Isselstein gestiftet hatte.

Rückblick auf die Waldmesse

Als Hausherr begrüßte Freiherr Wilderich von Ketteler zu Beginn der Feier die Besucherinnen und Besucher aus allen beteiligten Gemeinden. Er nutzte die Gelegenheit, einen Abriss der geschichtlichen Entwicklung des Schlosses zu geben und gleichzeitig die Bedeutung der katholischen Gemeinde in Breitscheid hervorzuheben. Seine Worte verbanden Vergangenheit und gegenwärtige geistliche Initiative.

Die Messe wurde von mehreren Geistlichen gemeinsam zelebriert – darunter Kaplan Kingsly, Pfarrer Benedikt Zervosen und mehrere weitere Priester. Zahlreiche Ministrantinnen und Ministranten trugen zur feierlichen Stimmung bei. Kulinarisch und symbolisch passend waren Erntekörbe mit Obst und Gemüse geschmückt, und viele Teilnehmer brachten Spenden für die Ratinger Tafel mit – ein Zeichen gelebter Nächstenliebe.

Am Ende der Messe erfolgte die Verabschiedung von Magdalena Sczuka, andererseits die Einführung von Kaplan Kingsly in sein neues Amt. Für ihn, künftig zuständig für Gemeinden in Kettwig, Breitscheid, Hösel und Lintorf, reisten Gäste sogar aus Wipperfürth an.

Nach dem Gottesdienst bot ein buntes Rahmenprogramm Gelegenheit zum Austausch: Grill, Getränke, Bastelangebote – und das persönliche Kennenlernen des neuen Kaplans. Isabella von Ketteler äußerte sich zufrieden: „So viele Menschen hatten wir noch nie bei einer Waldmesse. Das ist ein guter Start in unsere neue Großgemeinde.“

Ausblick: Ein geistliches Netzwerk wächst

Die erste gemeinsame Waldmesse war mehr als ein Erntedank-Gottesdienst – sie war ein starkes Signal für die beginnende pastorale Einheit Ratingen–Kettwig–Mintard. Künftig sollen „PE‑Gottesdienste“ regelmäßig in allen beteiligten Stadtteilen stattfinden und damit ein verbindendes Angebot für alle Christinnen und Christen der neuen Einheit sein.

Der historische Rahmen von Schloss Linnep und seine symbolträchtige Rolle verleihen diesem kirchlichen Neuanfang zusätzlichen Tiefgang: Hier, an einem Ort mit langer Geschichte, beginnt eine neue Etappe. Weitere Projekte und gemeinsame Aktivitäten sind bereits in Planung — es bleibt spannend, wie sich die pastorale Gemeinschaft in den kommenden Monaten weiter entfalten wird.