Baustelle an der Johann-Peter-Melchior Schule in Lintorf, Bild: Alexander Heinz
Baustelle an der Johann-Peter-Melchior Schule in Lintorf, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | In einem gemeinsamen Antrag fordern Bündnis90/ Die Grünen, SPD und Bürger-Union Ratingen eine Ausweitung der Unterstützung und Förderung für Ratinger Schülerinnen und Schüler. Die Verwaltung soll im Vorfeld der anstehenden Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt 2026/2027 eine deutliche Verbesserung der Unterstützungsleistungen und der Förderung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Förder- und Unterstützungsbedarf einplanen und entsprechende Mittel im Haushaltsplan berücksichtigen. Dazu soll sich die Verwaltung mit den Bildungspartnern über ein Konzept zur konkreten Ausgestaltung abstimmen.


Dass sich gerade in Wahlkampfzeiten drei Fraktionen zusammentun, zeigt wie wichtig ihnen dieses Thema ist.

„Die aktuelle Versorgungssituation bezüglich einer verlässlichen Ganztagsbetreuung von Schulkindern in der Primarstufe ist vor allem im Stadtteil Ratingen West vollkommen unzureichend“ stellt Rainer Vogt, Fraktionsvorsitzender und Bürgermeister-Kandidat der Bürger Union dar.

„Deshalb begrüßen wir ausdrücklich die in jüngster Vergangenheit unternommenen Anstrengungen der Verwaltung, durch Neubaumaßnahmen sowie Sanierungen die baulichen Voraussetzungen für eine wesentliche Verbesserung der qualitativen Versorgung der Schülerinnen und Schüler zu schaffen“, ergänzt Jörn-Eric Morgenroth, Bürgermeisterkandidat der Grünen.

Bis diese Maßnahmen jedoch umgesetzt sind, werde es auch im besten Fall noch mehrere Jahre dauern.

„In vielen Gesprächen mit Ehrenamtlern, die händeringend versuchen, aus den aktuellen Gegebenheiten das Bestmögliche zu machen und die mit hohem persönlichen Engagement eine Betreuung und Förderung überhaupt erst möglich machen, wurde klar, dass jetzt etwas geschehen muss“, führt Rosa-Maria Kaleja, SPD-Bürgermeisterkandidatin, aus.

Daher müssten in der Zeit bis zum Erreichen von befriedigenden Betreuungsstandards Interimsmaßnahmen ergriffen werden, die über das momentan Gebotene weit hinaus gehen, da in den letzten Jahren eine teils dramatische negative Entwicklung der schulischen Leistungen sowie der Konzentrationsfähigkeit sowie der emotional-sozialen Kompetenzen bei vielen Schülerinnen und Schülern feststellbar sei.

Folgende Maßnahmen sind den antragstellenden Fraktionen besonders wichtig.

„Wir brauchen eine spürbare und dem Bedarf entsprechende Ausweitung der Begleitung und Unterstützung bei den Hausaufgaben, insbesondere auch weil die Eltern oft dazu nicht in der Lage sind“, stellt Christian Wiglow, SPD-Fraktionsvorsitzender dar. Gerade für Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache sprechen, sei es von entscheidendem Vorteil, wenn sie zusätzliche Angebote erhalten, in denen sie Deutsch sprechen, Lesen üben und ihren Wortschatz erweitern.

„Doch Hausaufgaben-Betreuung kann nicht nur von Ehrenamtlern geleistet werden“. Ute Meier, Spitzenkandidatin der GRÜNEN, ergänzt: „Wir benötigen eine verlässliche Unterstützung durch Hauptamtliche. Damit Kinder nach der Schule gut lernen können, brauchen sie mindestens eine Mittags-Verpflegung. Das kann auch ein gesunder Imbiss sein.“

„Darüber hinaus wäre eine Angebotserweiterung von Deutschkursen für die Eltern der Schulkinder mit Migrationshintergrund wünschenswert, denn wenn Eltern Deutsch lernen, ist dies auch für die Kinder ein Gewinn“, führt Rosa-Maria Kaleja aus.  Damit gerade mehr Mütter solche Kurse besuchen können, sei eine parallele Kinderbetreuung vonnöten. Dabei wäre zu prüfen, ob diese Kurse in den jeweiligen Bildungseinrichtungen der Kinder stattfinden können, um ausreichende Raumkapazitäten zu haben. Ratingen habe mit solchen Rucksack-Projekten gute Erfahrungen gemacht.

„Damit das alles gelinge kann, ist eine Ausweitung der niederschwelligen Elternarbeit dringend vonnöten“, ergänzt Christian Wiglow. Das bedeute Informationen zum Betreuungs- und Bildungssystem, Sprachlotsen, Informationen mehrsprachig oder in einfacher Sprache, Elternbildung/ Erziehungsberatung. Das Café Lichtblick leiste hier bereits gute Arbeit, diese solle personell und materiell dem Bedarf folgend aufgestockt werden.

„Darüber hinaus halten wir verlässliche und spürbar ausgeweitete Öffnungszeiten der Stadtteilbibliothek West für wichtig, flankiert von zusätzlichen Angeboten rund ums Lesen“ führt Rainer Vogt aus.  Ebenso sollen die verschiedenen Jugend- und Freizeitangebote im Stadtteil gestärkt werden.

„Ganz wichtig ist auch eine gelingende Akquise und Betreuung der benötigten zusätzlichen Ehrenamtler“, so Jörn-Eric Morgenroth. Dies könne nur geschehen durch gute Rahmenbedingungen sowie eine enge Begleitung durch das Hauptamt.

Insgesamt gesehen, so die antragstellenden Fraktionen, sei es unabdingbar, ämterübergreifend und zeitnah tätig zu werden, um die Situation entscheidend zu verbessern. Es brauche dazu eine ganzheitliche Sicht auf die Situation der Kinder. Ratingen müsse als Kommune mehr als bislang dafür tun, Kinder und Jugendliche angemessen zu fördern.