Unseren Bäumen ist es nicht nur Egal wie sie aussehen, sondern auch wo sie stehen, Bild: Alexander Heinz
Unseren Bäumen ist es nicht nur Egal wie sie aussehen, sondern auch wo sie stehen, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | Die politische Auseinandersetzung um die geplante Pflanzaktion zum 750-jährigen Stadtjubiläum 2026 nimmt Fahrt auf. Nachdem Grüne, BU und SPD die Initiative für 75.000 Baumsetzlinge in den Ratinger Wäldern und 75 Jubiläumsbäume im Stadtgebiet bereits im UKKNA- Ausschuss ablehnten, der Ausschuss der neben Wasserspendern und Strassenbeleuchtung auch für Umwelt Klimaschutz und Klimafolgenanpassung sowie Nachhaltigkeit zuständig ist, reagierte die CDU mit scharfer Kritik. Von einem „Schlag ins Gesicht für Klimaschutz und Brauchtum“ war in der Pressemitteilung der Christdemokraten die Rede.


CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Heins sprach von einem „zukunftsweisenden Projekt“, das aus „parteitaktischen Gründen beerdigt“ worden sei. Die Leidtragenden seien nach seiner Einschätzung die Bürgerinnen und Bürger sowie kommende Generationen. Auch andere CDU-Vertreter wie Ratsherr Hanno Paas oder der sachkundige Bürger Leon Puttkammer warfen den Gegnern der Initiative vor, Klimaschutz zwar zu predigen, in der Praxis aber zu verhindern.

Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Haltung, dass Bäume in privaten Wäldern den Besitzern zugutekämen. Genau hier liegt der Knackpunkt der Debatte: Wem „gehören“ neu gepflanzte Bäume – den Eigentümern der Fläche oder der Allgemeinheit, die ihre positiven Wirkungen spürt?

Kein guter und kein schlechter Baum

Heike Waerder, Ratskandidatin der CDU in Ratingen West, vertritt an dieser Stelle eine klare Haltung: “Es gibt keine guten und keine schlechten Bäume. Jeder Baum, ob auf städtischem oder privatem Grund, trägt zur Verbesserung des Klimas bei, spendet Sauerstoff, bindet CO₂, schützt den Boden und bietet Lebensraum. Wer Pflanzaktionen mit dem Argument ablehnt, sie nützten den „falschen“ Eigentümern, verkennt die ökologische Realität. Das Klima macht keinen Bogen um Flurstücke im Grundbuch”.

Das Klima kennt keine Stadtgrenzen

Michael Pfeiffer, Ratsherr der CDU in West und von Beruf Schädlingsbekämpfer ergänzt: “Bäume lassen sich nicht in politische Schubladen sperren, und Klimaschutz endet nicht vor den Toren der Stadt. Jeder Setzling, der Wurzeln schlägt, wirkt über Jahrzehnte – ganz gleich, wer die Fläche besitzt. Wenn in Zeiten von Dürre, Hitzesommern und Artensterben eine Pflanzaktion dieser Größenordnung diskutiert wird, sollte das Ziel sein, gemeinsam zu handeln statt ideologische Gräben zu vertiefen”.

Mehr als Symbolpolitik

Die CDU betont den symbolischen Wert von „75.000 Jubiläumsbäumen“ für Ratingen. Symbolik allein reicht nicht aus, aber in diesem Fall hätte das Symbol zugleich praktischen Nutzen gehabt: CO₂-Bindung, verbesserte Wasserhaushalte, neue Lebensräume und die Chance für Bürgerinnen und Bürger – besonders junge Menschen – aktiv am Stadtjubiläum teilzunehmen. Die Debatte zeigt einmal mehr, wie leicht Klimaschutz in parteipolitische Scharmützel gezogen wird. Dabei geht es um mehr als um die Frage, wer auf der nächsten Ratssitzung punktet. Es geht um Verantwortung für kommende Generationen. Wer Aufforstung blockiert, weil der unmittelbare Nutzen auch privaten Eigentümern zufallen könnte, übersieht: Die eigentlichen Gewinner sind wir alle. Insbesondere der beabsichtigte Imagegewinn anläßlich des Stadtjubiläums ist nun ins Gegenteil umgeschlagen. Die Stadt im grünen Großstadtgürtel hat ihrem Namen keine Ehre gemacht.