Bei bestimmten Verkehrsinfrastrukturprojekten müssen die Signale auf Fahrt gestellt werden, Bild: Ratinger Westbahnstrecke, Alexander Heinz
Bei bestimmten Verkehrsinfrastrukturprojekten müssen die Signale auf Fahrt gestellt werden, Bild: Ratinger Westbahnstrecke, Alexander Heinz

Ratingen | Viele Verkehrsinfrastrukturprojekte rund um Ratingen stehen seit Jahren still. Nicht nur die Bahnanbindungen sind Problemkinder die unter der überbordenden Bürokratie leiden sondern auch die Straßen. Ein Kommentar von Alexander Heinz:


Neben dem, das Genehmigungen und Planungen in einem für Bürger nicht mehr nachvollziehbaren Maß überreguliert sind, jetzt kommt auch noch des deutschen liebstes Kind ins Spiel: das Geld. Seit Jahrzehnten steht der Lückenschluss der A44 zwischen Ratingen und Heiligenhaus sinnbildlich für alles, was in der deutschen Infrastrukturpolitik schiefläuft: endlose Planungsverfahren, politische Lippenbekenntnisse und eine Bevölkerung, die den Glauben an verbindliche Zusagen längst verloren hat. Dabei ist die Lage jetzt so klar wie selten zuvor: Alle Klagen sind erledigt, das Baurecht liegt vor, der Bau könnte beginnen.

Und doch passiert – nichts.

Schon bei den letzten Bundestags- und Landtagswahlen war die Fertigstellung dieses Teilstücks eines der meistbemühten Versprechen. Kandidaten aller großen Parteien erklärten, man werde „alles Notwendige unternehmen“, um den Autobahnlückenschluss zügig umzusetzen. Inzwischen ist mehr als ein Jahr vergangen, die jurischen Hindernisse sind beseitigt – aber die entscheidenden Signale aus Berlin bleiben aus.

Dabei wäre jetzt genau der Moment, den Worten endlich Taten folgen zu lassen. Der Bundesverwaltungsgerichtshof hat die letzte Klage bereits im Dezember 2024 abgeschlossen. Die DEGES als Projektgesellschaft hält alle Unterlagen bereit. Auch technische Planungen und Umweltgutachten sind längst erstellt. Was fehlt, ist der politische Wille, dem Projekt die letzte Freigabe und die finanzielle Priorität zu geben.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Beyer hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die Bundesregierung nun „verbindliche Zusagen“ geben müsse, da die Zeit der Ausreden vorbei sei. Und tatsächlich: Die Menschen vor Ort, in Ratingen, Heiligenhaus und Velbert, haben ein Anrecht darauf, dass endlich gehandelt wird.

Nun liegt es auch an der kommunalen Ebene, den Druck zu erhöhen. Nach den jüngsten Wahlen sollten die neu gewählten Stadträte und Bürgermeister der betroffenen Städte eine gemeinsame Petition an den Bundestag einbringen.

Diese sollte ihre jeweiligen Bundestagsabgeordneten aus den Wahlkreisen Düsseldorf, Mettmann und Essen auffordern, beim Bundesverkehrsminister mit Nachdruck auf eine sofortige Umsetzung zu drängen. Ein solches gemeinsames Signal wäre mehr als Symbolpolitik – es wäre ein Zeichen von Zusammenhalt und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die diese Strecke täglich schmerzlich vermissen.

Die A 44 zwischen Ratingen und Velbert ist längst keine lokale Komfortfrage mehr, sondern eine Frage der regionalen Zukunftsfähigkeit. Ohne diese Verbindung wird Verkehr in Wohngebiete gedrückt, verlieren Gewerbestandorte an Attraktivität und bleibt der Lärm dort, wo er eigentlich längst hätte verschwinden sollen.

Der politische Streit um Finanzierungsprioritäten – Erhalt vor Neubau – darf dabei nicht länger als Vorwand dienen. Der A 44-Lückenschluss ist kein neues Prestigeprojekt, sondern die Fertigstellung eines unvollendeten Versprechens, das seit den 1970er-Jahren in jedem Planwerk auftaucht.

Wenn die neue politische Generation in Berlin und Düsseldorf Glaubwürdigkeit beweisen will, dann hier. Denn irgendwann muss Schluss sein mit neuen Ankündigungen. Der Asphalt ist geplant, die Brücken sind gezeichnet – jetzt müssen nur noch die Verantwortlichen den Mut haben, endlich zu handeln.