
Ratingen | Zwischen Lichterketten, handgefertigten Geschenken und dem Duft von Weihnachten war er beim Adventsmarkt in der Geschwister-Gerhard-Stiftung in Hösel eine stille, aber prägnante Erscheinung: der Ratinger Autor Andreas F. Achenbach. Mit einem kleinen Büchertisch, viel Gesprächsbereitschaft und der sichtbaren Freude am Austausch brachte er Literatur dorthin, wo sie oft am wirkungsvollsten ist – mitten unter die Menschen.
Achenbach, der in Ratingen-Lintorf lebt, gehört zu jener Generation von Autoren, deren Schreiben nicht aus Eitelkeit entsteht, sondern aus Erfahrung. Geboren 1943, blickt er auf ein langes Berufsleben in der Verlags- und Medienbranche zurück. Erst im späteren Lebensabschnitt hat er dem Schreiben den Raum gegeben, den es nun einnimmt – und genau diese biografische Tiefe verleiht seinen Texten ihre besondere Dichte.
Seine Bücher sind keine leichte Kost, aber auch keine verschlossenen Werke. Sie bewegen sich zwischen autobiografischer Reflexion, erzählerischer Verarbeitung familiärer und gesellschaftlicher Brüche sowie literarischer Selbstbefragung. Romane wie „Der vierte Weg – oder wie Corona eine Familie zerstört“ oder „MANIE – Die Krux mit den Männerfantasien“ zeigen einen Autor, der sich nicht scheut, schwierige Themen offen anzusprechen: Verlust, Verantwortung, innere Abgründe, aber auch Hoffnung, Erinnerung und Versöhnung. In neueren Veröffentlichungen, etwa aus der Reihe „Glücksmomente im Garten unserer Erinnerung“, tritt zudem eine ruhigere, fast kontemplative Tonlage hinzu, die zum Innehalten einlädt.
Beim Adventsmarkt nutzte Achenbach bewusst die Nähe zum Publikum. Neben aktuellen Titeln bot er auch vergünstigte Remittenden an – also Bücher, die aus dem Buchhandel zurückgegangen sind, inhaltlich jedoch unverändert bleiben. Für viele Besucherinnen und Besucher war dies eine niedrigschwellige Einladung, einen literarischen Zugang zu finden oder bereits bekannte Werke zu ergänzen. Besonders gefragt war dabei die Möglichkeit, die Bücher direkt vom Autor mit einer persönlichen Widmung versehen zu lassen. Diese Widmungen waren keine bloßen Floskeln, sondern kleine, individuelle Texte – Ausdruck eines Autors, der sein Gegenüber ernst nimmt.
Was Andreas F. Achenbach auszeichnet, ist nicht nur sein literarisches Werk, sondern auch sein kulturelles Selbstverständnis. Er versteht sich nicht als Schriftsteller im Elfenbeinturm, sondern als Teil eines gesellschaftlichen Dialogs. Lesungen in Begegnungsstätten, Senioreneinrichtungen oder bei lokalen Veranstaltungen gehören für ihn selbstverständlich dazu. Sein Engagement im Seniorenrat der Stadt Ratingen sowie in verschiedenen kulturellen Vereinigungen unterstreicht diesen Anspruch.
So fügte sich sein Auftritt beim Adventsmarkt der Geschwister-Gerhard-Stiftung nahtlos in das Bild eines Autors ein, der Literatur als Begegnung begreift. Zwischen Weihnachtsmarkttrubel und leisen Gesprächen entstand Raum für Fragen, Erinnerungen und persönliche Gespräche – genau dort, wo Literatur ihre nachhaltigste Wirkung entfaltet.
Andreas F. Achenbach steht exemplarisch für eine Haltung, die in der heutigen Kulturlandschaft nicht selbstverständlich ist: Schreiben als verantwortungsvolle Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und der Zeit, in der wir leben. Wer seine Bücher liest oder ihm begegnet, spürt schnell, dass hier jemand nicht unterhalten will um jeden Preis, sondern erzählen, erinnern und zum Nachdenken anregen möchte. Und gerade darin liegt seine Stärke.
