Liselotte Strelow mit ihrem Angebot auf dem Adventsmarkt. Handgemachte Naturseife, Bild: Alexander Heinz
Liselotte Strelow mit ihrem Angebot auf dem Adventsmarkt. Handgemachte Naturseife, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | Wer beim Adventsmarkt in der Geschwister-Gerhard-Stiftung in Hösel genauer hinschaute, entdeckte zwischen Weihnachtsdeko, Waffelduft und Bratwurststand einen Tisch, an dem es ganz unaufgeregt nach „guter Idee“ roch: Dort stand Liselotte Strelow aus Ratingen – über 80 Jahre alt, bestens gelaunt und mit einer Leidenschaft, die man sofort spürt. Ihr Motto könnte lauten: Man wird nicht „alt“, man wird nur erfahrener. Und vor allem: Man ist längst nicht zum alten Eisen gehörig, nur weil die Zahl auf dem Personalausweis steigt.


Strelow stellt aus Überzeugung und mit viel Engagement handgemachte Naturseifen her. „Seifen4You“ heißt ihr kleines Seifenuniversum – und es ist genau so bodenständig wie besonders. Was sie antreibt, beschreibt sie ganz pragmatisch: Sie möchte ihre Fingerfertigkeit nicht verlieren und eine sinnvolle Beschäftigung haben. Dass viele Menschen ihre Seifen als wohltuend empfinden, ist für sie ein schöner Nebeneffekt – und ein Grund mehr, dranzubleiben.

Ein Blick in ihr selbst erstelltes Infoblatt zeigt, mit welchem Anspruch sie an das Thema herangeht: Für die Herstellung verwendet sie Öle in frischer Lebensmittelqualität. Ihre Seifen sollen die Haut nicht austrocknen; im Gegenteil, die Zusammensetzung der Öle ist auf einen Rückfettungseffekt ausgelegt. Zusätze, wie man sie aus industriellen Produkten kennt, lässt sie bewusst weg: keine chemischen Konservierungsstoffe, keine Weichmacher. Als „Konservierung“ kommt nach ihren Angaben ausschließlich natürliches Vitamin E zum Einsatz. Wer sehr empfindliche Haut hat oder für die Kleinsten etwas Sanftes sucht, findet bei ihr auch Seifen ohne ätherische Öle. Praktisch ist zudem der Hinweis zur Lagerung: kühl und luftig – dann sei eine Haltbarkeit von bis zu drei Jahren möglich.

Besonders charakteristisch für ihre Seifen sind zwei Zutaten, die sofort neugierig machen: Seide und „Meerwasser“. Seidenproteine – gewonnen aus dem Kokon des Maulbeerseidenspinners – sind wasserlöslich und laut Infotext bis 60 Grad stabil. Sie sollen den Schaum cremiger machen und ein glattes Hautgefühl fördern. Und dann ist da noch die maritime Komponente: Strelow verarbeitet „getrocknetes Meerwasser“ in Pulverform, gewonnen in der Bretagne aus Becken, in denen Meerwasser durch Sonne und Wind verdunstet. Hinzu kommen – so beschreibt sie es – wertvolle Bestandteile aus Algen und Meerwasser mit einer breiten Mineralstoffpalette.

Doch mindestens so wichtig wie die Rezeptur ist die Person dahinter. Wer sagt, im hohen Alter gehe es nur noch um Ruhe, hat Liselotte Strelow offensichtlich noch nicht getroffen. Sie freut sich bei ihren ausgewählten Auftritten gerade auf das Gespräch mit Menschen – und sie ist, wie sie selbst sagt, keineswegs medienscheu. Im Gegenteil: Bei „Bares für Rares“ war sie auch schon einmal im Fernsehen. Man merkt ihr an: Neugier und Lebensfreude sind keine Frage des Alters, sondern der Haltung.

Vielleicht ist genau das die schönste Botschaft, die von ihrem Seifenstand ausgeht: Es braucht nicht immer große Bühnen, um zu zeigen, was möglich ist. Manchmal reichen ein paar handgemachte Seifen, ein freundliches Wort – und eine über 80-Jährige, die mit sicherer Hand beweist, dass „nicht zum alten Eisen gehören“ kein Spruch ist, sondern ein Lebensstil.