Ratingen | Am Freitagabend, wenige Tage vor der entscheidenden Stichwahl um das Bürgermeisteramt in Ratingen, lud Patrick Anders (CDU) mit seinem Wahlkampfteam zu einer abschließenden Begegnung mit den Bürgern ein. „Auf ein Bier mit Patrick“ waren alle Interessierten Bürgerinnen und Bürger in das „Café Extrablatt“ eingeladen. Nach einer Planwagenfahrt durch das Stadtgebiet, die für Anders und seine Unterstützer aus den Reihen der CDU einen Abschluss des aufwendigen Wahlkampfendspurts bedeutet, versammelte sich die Gruppe zum finalen Showdown.
Auch Rainer Vogt, Kandidat der Bürger-Union, traf dort um 20 Uhr gemeinsam mit Begleitern seines Wahlkampfes im Lokal ein. Ebenso fanden sich Mitglieder der SPD ein, die öffentlich ihre Unterstützung für Patrick Anders erklärt hatten, und unabhängig von dessen Tross den Weg ins Extrablatt nahmen.
Gastgeber Birger Thurmann hatte beiden Lagern zugesichert, dass ausreichend Raum für Gespräche mit den Bürgern zur Verfügung stünde. So bot sich ab 20 Uhr die seltene Gelegenheit, beide Kandidaten an einem Ort zu erleben – jedoch nicht in Form eines aufgeladenen Schlagabtauschs oder einer häufig erlebten Podiumsdiskussion, sondern in Gestalt einer offenen Gesprächssituation auf Augenhöhe.
Statt Attacken bestimmten ruhige Unterhaltungen den Abend. Beide Bewerber standen geduldig Rede und Antwort, gaben Einblicke in ihre Pläne für die kommenden Jahre und betonten den respektvollen Verlauf des gesamten Wahlkampfs. Rainer Vogt hob hervor, dass die Auseinandersetzung in diesem Jahr frei von persönlichen Angriffen geblieben sei und vielmehr die Sachfragen im Mittelpunkt standen. Patrick Anders unterstrich ebenfalls, dass er den Wahlkampf als fair und konstruktiv empfunden habe.
Der frühere Bürgermeister Wolfgang Diedrich erinnerte in diesem Zusammenhang an eine eigene Niederlage: „Auch wenn Patrick der klar bessere Mann ist, der Apfel ist noch nicht geschält. Man darf sich seiner Sache nicht sicher sein, nur weil man im ersten Durchgang vorne lag“. Obwohl er 2004 im ersten Wahlgang deutlich geführt hatte, verlor er in der Stichwahl gegen Harald Birkenkamp (BU), der sich mit rund 57 Prozent der Stimmen durchsetzte.
Die Erfahrung der vergangenen Jahre belegt, dass die Stichwahl stets ihren eigenen Charakter entfaltet. So lag Patrick Anders bei der aktuellen Kommunalwahl am 14. September 2025 mit 41,6 Prozent klar vor Rainer Vogt, der 19,4 Prozent erreichte. Trotz eines deutlichen Vorsprungs war in der Vergangenheit ein solcher Vorteil nicht immer entscheidend.
Ein prägnantes Beispiel dafür liefert nicht nur die Wahl im Jahr 2004, als Harald Birkenkamp (BU) nach einem schwächeren ersten Wahlgang in der Stichwahl gegen den favorisierten Amtsinhaber Wolfgang Diedrich (CDU) gewann. Auch bei der Bürgermeisterwahl 2020 zeigte sich die Bedeutung der zweiten Runde: Damals trat der parteilose, von der CDU unterstützte Amtsinhaber Klaus Konrad Pesch gegen Rainer Vogt an. Nach einem Vorsprung im ersten Wahlgang konnte Pesch sich in der Stichwahl mit 52,1 Prozent (12.874 Stimmen) nur knapp gegen Vogt, der 47,9 Prozent (11.833 Stimmen) erreichte, behaupten.
Appell an die Wahlbeteiligung
Vor diesem Hintergrund betonten beide im Extrablatt wiederholt, das für alle eine möglichst hohe Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag wichtig ist. Als Grundlage einer starken demokratischen Legitimation für den aus der Wahl hervorgehenden Sieger ist es wichtig, dass möglichst viele Bürger ihre Stimme abgeben und somit das Ergebnis ein breites Bild des von den Bürgern gewolltem darstellt.
Birger Thurmann, Gastgeber des Abends, fasste den Wahlkampfschluss nüchtern zusammen: „Wer am Sonntag auch immer das Rennen macht, beide haben sich fair präsentiert und verdient Respekt für die Anstrengungen der vergangenen Wochen. Entscheidend ist nun, dass die Ratinger ihre Stimme nutzen.“