Ratingen | Die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Ratingen zeigt sich tief enttäuscht über den aus ihrer Sicht anhaltenden Stillstand bei einem der wichtigsten sozialpolitischen Themen der Stadt: der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Bereits im Mai 2021 hatte der Haupt- und Finanzausschuss auf gemeinsamen Antrag von CDU und SPD ein umfassendes Maßnahmenpaket zum Thema Wohnen beschlossen. Zentrales Element: die Prüfung der Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Doch seither, so kritisiert die SPD, sei kaum etwas geschehen – außer Vertröstungen. „Wir erleben hier seit vier Jahren ein Spiel auf Zeit“, bringt es SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Wiglow auf den Punkt. „Die Verwaltung muss endlich klar und transparent darlegen, wie es mit dem Projekt weitergehen soll. Es reicht nicht, immer wieder vage auf künftige Gespräche mit Verbänden zu verweisen. Die Bürgerinnen und Bürger in Ratingen haben ein Anrecht auf bezahlbaren Wohnraum – und wir brauchen endlich konkrete Strukturen, um das umzusetzen.“
Zwischenberichte statt Fortschritt
Zwar legte die Stadtverwaltung am 21. Juni 2022 einen Zwischenbericht vor, doch greifbare Ergebnisse sind laut SPD bislang ausgeblieben. Im Juni 2023 wurde im Sozialausschuss berichtet, dass die Prüfung der Gründung einer Wohnungsgesellschaft vorerst auf Eis liege – auf Empfehlung des Verbands der Wohnungswirtschaft. Begründet wurde dies mit der angespannten wirtschaftlichen Lage, gestiegenen Baukosten und Zinsen. Gleichzeitig zeigte die Verwaltung selbst auf, dass auf städtischen Flächen Potenzial für mindestens 400 neue Wohnungen bestehe.
SPD: Wirtschaftliche Ausreden überzeugen nicht
Für Rosa-Maria Kaleja, SPD-Bürgermeisterkandidatin bei der nächsten Wahl, sind diese Argumente nicht stichhaltig: „Wenn andere Städte wie Heiligenhaus trotz identischer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen eine eigene Wohnungsgesellschaft gründen konnten, darf das in Ratingen kein Hinderungsgrund sein. Die Probleme sind längst bekannt – was fehlt, ist der politische Wille zur Lösung.“
In einem Antrag vom April 2025 forderte die SPD-Fraktion deshalb erneut eine klare Darstellung der bisherigen Entwicklung sowie eine offene Benennung der konkreten Voraussetzungen, die aus Sicht der Verwaltung für eine Umsetzung erfüllt sein müssten. Das Ziel: Schluss mit vagen Absichtserklärungen – her mit einem belastbaren Fahrplan.
„Die Zeit der Ausflüchte ist vorbei“
Christian Wiglow warnt eindringlich vor weiteren Verzögerungen: „Wenn wir bei jeder Nachfrage nur hören: ‚Wir sprechen in ein paar Monaten wieder mit dem Verband‘, dann werden wir auch in vier Jahren noch nichts erreicht haben. Diese Hinhaltetaktik muss ein Ende haben. Die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt sind zu groß, um sie weiter auszusitzen.“
Die SPD sieht in einer kommunalen Wohnungsgesellschaft ein zentrales Instrument, um der wachsenden Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu begegnen, das städtische Immobilienvermögen strategisch zu entwickeln und Synergien mit der Verwaltung zu nutzen. Auch im Hinblick auf soziale Durchmischung, nachhaltige Stadtentwicklung und langfristige Bodenpolitik könne eine städtische Wohnbaugesellschaft gezielt Impulse setzen.
„Es fehlt nicht an Ideen – es fehlt an Umsetzungskraft“
Wiglow betont abschließend: „Es fehlt nicht an Konzepten, Studien oder Ratsbeschlüssen. Es fehlt schlicht an der Umsetzungskraft. Wenn wir in Ratingen eine soziale und nachhaltige Stadtentwicklung ernst meinen, dann müssen wir jetzt handeln – nicht irgendwann.“
Die SPD fordert daher von der Verwaltung klare Antworten, einen verbindlichen Zeitplan und echte Fortschritte – bevor sich der politische Stillstand zementiert und die Wohnungsnot weiter verschärft. Denn: Der Bedarf ist da. Die Flächen sind da. Was fehlt, ist der Wille, endlich zu liefern.