Heinz Hülshoff, Bild: Alexander Heinz
Heinz Hülshoff, Bild: Alexander Heinz

Ratingen | Es gibt Abende, die schaffen mehr als gute Unterhaltung. Sie stiften Nähe, schenken Trost, lassen Menschen für ein paar Stunden zusammenrücken und wirken weit über den letzten Akkord hinaus nach. Das achte Adventskonzert von Heinz Hülshoff in der Herz-Jesu-Kirche in Ratingen-Ost war genau ein solcher Abend.     Bildergallerie am Ende des Artikels !


Schon beim Betreten der Kirche wurde deutlich, dass hier kein gewöhnliches Konzert bevorstand. In der ausverkauften Kirche konnten alle erleben, was Heinz Hülshoff besonders wichtig ist: persönliche Begegnung. Direkt am Kircheneingang stand er, händeschüttelnd, lächelnd, aufmerksam, fast ein wenig überwältigt vom Zuspruch, aber sichtlich erfüllt. Wer ihm entging, dem gelang das meist nur, weil Heinz Hülshoff für einen Moment durch andere Gäste abgelenkt war. Diese Nähe ist kein Schauspiel, sie ist Haltung. Vielleicht erklärt sie, warum sein Spitzname „Der Dicke Heinz“ in freundschaftlichen Kreisen längst eine andere Deutung trägt: Sein Herz, so sagen langjährige Wegbegleiter, sei ungleich größer als sein Bauch.

Ein Lebenswerk im „Un-ruhestand“

Heinz Hülshoff hat sich 2024 aus der Verantwortung des Europäischen Hofs zurückgezogen und seinen beruflichen Ruhestand angetreten – allerdings nur dem Namen nach. Sein eigenes Wort dafür lautet „Un-ruhestand“. Seitdem konzentriert er sich ganz auf sein musikalisches Wirken in Ratingen, Düsseldorf, darüber hinaus in vielen angrenzenden Teilen Deutschlands und immer wieder auch im Zillertal in Österreich, wohin er seit Jahren eine enge Verbindung pflegt.

Diese neue Freiheit ist kein Rückzug, sondern eine Fokussierung auf das, was ihn antreibt: Menschen mit Musik zu erreichen. Seine enge Verbundenheit zur Pfarrei St. Peter und Paul, seine Präsenz in der städtischen Veranstaltungsszene und sein konsequentes Engagement für karitative Zwecke sind Ausdruck dieser Haltung. Freude zu schenken ist für ihn nie Selbstzweck; sie soll nachwirken, im besten Fall dort, wo Hilfe gebraucht wird.

Dass die Stadt Ratingen dieses Lebenswerk würdigt, zeigt unter anderem die Verleihung der Dumeklemmer-Plakette. Bürgermeister Patrick Anders, selbst Gast des Abends, brachte es in seinen Worten auf den Punkt:
„Ich schätze Heinz Hülshoff nicht nur persönlich als Mensch in einem besonderen Maße, sondern erkenne auch seine herausragende Bedeutung für die kulturelle Identität der Stadt Ratingen an. Er ist eine der Säulen, auf denen das besondere Engagement, die kulturelle Identität und der warmherzige Umgang der Menschen unserer Stadt miteinander fußt.“

Ein Raum, der trägt

Moderiert wurde der Abend von Jürgen Hilger, der dem Konzert seit der ersten Ausgabe verbunden ist. Vor Beginn erklärte er, was diesen Ort so besonders macht: Die Herz-Jesu-Kirche bietet von jedem Platz aus eine freie Sicht auf die Altarempore, ohne störende Säulen – akustisch anspruchsvoll, wie es Kirchen nun einmal sind, aber mit großen Möglichkeiten. Herausforderungen, die an diesem Abend niemand vermisste.

Denn schon mit dem ersten Auftritt der Swinging Funfares war zu spüren: Hier sitzt jede Note. Fulminant, vehement und zugleich präzise setzte das Orchester den Ton für den Abend. Weihnachtliche Klänge wechselten sich mit weltlicheren Stücken ab, ohne je die besondere Stimmung zu verlieren. Alles fügte sich zu einer Dramaturgie, die den Abend kurzweilig hielt und dennoch Raum ließ für Besinnung.

Gänsehaut und Premiere

Ein besonderes Ausrufezeichen setzte der Gospelchor Just Gospel, der erstmals Teil des Programms war. Mit großer stimmlicher Präsenz, innerer Spannung und spürbarer Freude am gemeinsamen Singen eroberte das Ensemble die Herzen der Gäste im Sturm. „Eine ganz famose Darbietung“, befand Heinz Hülshoff später – verbunden mit der augenzwinkernden Frage, warum dieser Chor nicht längst zum festen Bestandteil des Konzerts gehört habe. Für die Zukunft gilt: Just Gospel wird bleiben.

Jürgen Hilger führte souverän durch den Abend, lockerte das Programm mit Anekdoten, kurzen Dialogen und Gesangseinlagen auf, ohne sich je in den Vordergrund zu spielen. Er verstand sich als verbindendes Element – genau das, was ein solches Konzert braucht.

Der Höhepunkt vor dem Finale

Der offizielle Schlusspunkt gehörte den Rhine Area Pipes and Drums, die mit ihren Darbietungen noch einmal eine ganz eigene Klangfarbe in den Kirchenraum brachten. Doch der emotionale Höhepunkt lag kurz davor: Heinz Hülshoff selbst, allein im Mittelpunkt, mit einem meisterhaft dargebotenen Weihnachtsmedley. Spätestens hier wurde klar, warum dieses Konzert eine solche Strahlkraft entfaltet. Rührung lag in der Luft, und so mancher Gast wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Ein ganz besonderes, eigentlich geniales Konzert. Eines, das es so in Ratingen sonst nicht gibt“, sagte Hülshoff selbst. Recht hatte er – und nicht nur er. Auch Andrea Anders, ebenfalls unter den Gästen, brachte die Stimmung auf den Punkt:
„Dieses besondere Konzert wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Nicht nur die tolle Musik ist für uns ein wunderbarer Einstieg in die Weihnachtszeit, es ist auch die besondere Atmosphäre, die Heinz Hülshoff und seine Freunde schaffen – und dann auch noch hier, in der Kirche, in der ich getauft wurde. Besser geht es wirklich nicht.“

Mehr als ein Konzert

Am Ende bleibt die Gewissheit, dass dieses Adventskonzert weit mehr war als ein musikalischer Abend. Es war gelebte Gemeinschaft, getragen von Professionalität, Herzblut und dem ehrlichen Wunsch, Menschen zu berühren – und über die Musik hinaus etwas zu bewirken. Wenn der letzte Ton verklungen ist, wirkt genau das weiter. Und vielleicht ist es genau dieses Versprechen, das das Adventskonzert von Heinz Hülshoff seit nunmehr acht Jahren zu einem festen, unverzichtbaren Bestandteil der Ratinger Vorweihnachtszeit macht.

Hier ein paar Eindrücke des Abends: