Ulrich Cyganek, Orgel; Dorothea Wessel, Sopran; Marina Cyganek, Violine; Ulrich Tipp, Klavier; Kerstin Enzweiler, Alt; Annelie Kraft, Arrangement der Texte und Gedichte, Rezitation; Hans Kraft, Sprecher
Ulrich Cyganek, Orgel; Dorothea Wessel, Sopran; Marina Cyganek, Violine; Ulrich Tipp, Klavier; Kerstin Enzweiler, Alt; Annelie Kraft, Arrangement der Texte und Gedichte, Rezitation; Hans Kraft, Sprecher

Ratingen Homberg | In der voll besetzten Christuskirche erlebten die Besucherinnen und Besucher am vergangenen Sonntag ein besonderes Konzert unter dem Motto „Zauber der Stille“ — ein Abend, der den Lärm des Alltags kurz verstummen ließ und Raum schuf für Klang, Poesie und innere Einkehr. Für eine Stunde wurde das Gotteshaus zur Resonanzkammer jener leisen Kräfte: Musik, Texte und Gesang verschmolzen zu einem meditativen Erlebnis, das das Publikum in eine Atmosphäre versetzte, in der Hören und Schweigen zu gleicher Zeit wirksam wurden.


Zwischen Klang und Wort – Das Programm im Überblick

Das Programm verstand sich als Dialog zwischen Dichten und Tönen. Gedichte von bekannten Stimmen wie Goethe, Erich Kästner, Christian Morgenstern, Rainer Maria Rilke oder Alexander Solschenizyn wechselten mit Musik von Händel, Sigfrid Karg-Elert, Felix Mendelssohn und Erik Satie. Schritt für Schritt führte die Abfolge durch Klangräume und Wortfelder, die innehalten lassen und zugleich ins Denken zurückrufen.

Besonders berührend war der Ausklang: Die Meditation „Silence“ für Orgel, kombiniert mit dem Gedicht „Zeit“ von Rilke, ergab eine ruhige Schlusssequenz, in der die Konzentration sich weitete, Atmen und Stille sich verbanden. Der Beifall, der folgte, war langanhaltend, getragen von einem tief empfundenen Dank — kein Applaus wie nach lautem Spektakel, sondern als reflektierte Würdigung des Moments.

Die Sehnsucht nach Ruhe

Was diesen Abend so besonders machte: Er spielte mit einem tief sitzenden Bedürfnis unserer Zeit — der Sehnsucht nach Stille. In einer Welt, in der Lärmtechnologien, permanente Beschallung und Reizüberflutung selbst in privaten Räumen zur Normalität geworden sind, wirkt Stille wie ein seltenes Gut.

Stille ist mehr als die Abwesenheit von Geräusch. Sie ist eine Haltung, ein Zustand, in dem Bewusstsein sich verwandelt. In der Philosophie und Meditation wird sie als Raum verstanden, in dem Innen und Außen sich begegnen, in dem Reflexion möglich wird, in dem das Herz hört, was Worte nicht fassen.

In der Konzertgestaltung war dies spürbar: Nicht die Show, nicht Virtuosität standen im Vordergrund, sondern das sorgfältige Gewicht von Pause und Klang, von Dichten und Schweigen. Für viele Zuschauer war dieser Abend eine echte Auszeit — nicht Flucht, sondern bewusster Abstand, nicht Leere, sondern Fülle.

Stimmen aus dem Publikum

Eine Besucherin brachte es auf den Punkt: „Ich bin dankbar dafür, dass ich diesen wunderschönen Abend miterleben konnte. Besonders, als es um die entspannende Wirkung des Atmens ging, wurde ich innerlich völlig ruhig.“ Ein weiteres Echo lautete: „Ich konnte abschalten und war ganz bei mir selbst. Wohltuend.“ Solche Rückmeldungen zeigen: Für manche war dieser Abend wie eine kleine Heimkehr.

Stille ist hörbar – poetische Resonanzen

Interessant in diesem Kontext ist die Beobachtung, dass Stille nicht gänzlich lautlos ist; sie erzeugt Tiefen und Spannungen, in denen leiseste Klänge wirksam werden — das Ticken einer Uhr, ein Atemzug, der Nachhall eines letzten Tons. In literarischen und musikalischen Inszenierungen ist dies eine bekannte Technik, die das Schweigen selbst hörbar macht.

Das Programm zeigte, wie sanfte Übergänge zwischen Stille und Klang wirken können: Geräusch- und Wortpausen setzen Akzente. So wird nicht das Geräusch das Schweigen zerstörend, sondern es hebt es hervor.

Warum ein solches Konzert wichtig ist

Erlebnisse wie der „Zauber der Stille“ sind mehr als bloße Kulturveranstaltung; sie sind Intervention. Sie erinnern uns daran, dass der Mensch nicht nur ein Produktions- und Konsumwesen ist, sondern ein hörendes, atemendes Wesen. In Zeiten, da viele therapeutische, spirituelle oder meditative Angebote um Aufmerksamkeit werben, zeigt sich hier eine essenzielle Aufgabe: kulturelle Räume bereitzustellen, in denen – nicht laut, nicht übersättigt – einfach Sein zugelassen wird.

Zudem verdeutlichte das Konzert: Stille ist nicht gleich Leere oder Sprachlosigkeit. Sie birgt Klangdimensionen, innere Resonanzen, poetische Tiefen. Sie ist nicht Mangel, sondern Möglichkeit. Und der Zauber entsteht, wenn der Raum dafür geöffnet, wenn das Spannungsfeld gehalten wird zwischen Musizieren und Atmen, Dichten und Schweigen.

Ausblick

Nach diesem Abend in Homberg wächst die Hoffnung, dass solche Abende wiederholt werden – nicht als Rückzugsflucht, sondern als bewusste Aufforderung zum Hinhören. Denn in der Stille sind wir oft freier — freier, das zu tun, was unsere innere Stimme verlangt; freier, unser Herz zu spüren. Und das ist, schlicht gesagt, ein Teil unserer Existenz, den wir nicht verlieren sollten.