Der Zeitpunkt an dem diese Brücke gar nicht mehr passierbar ist, und sie wie die anderen abgerissen werden muss ist Nahe. Bild: Hans Rau
Der Zeitpunkt an dem diese Brücke gar nicht mehr passierbar ist, und sie wie die anderen abgerissen werden muss ist Nahe. Bild: Hans Rau

Ratingen West | Seit Jahren wartet der Stadtteil West auf die Sanierung oder den Neubau seiner Fußgängerbrücken über Sandbach, Haarbach und Schwarzbach – doch sichtbare Fortschritte bleiben aus.
Während anderswo gebaut und eröffnet wird, verharren die maroden Verbindungen in einem Zustand zwischen Sperrung, Provisorium und Stillstand.
Ein Blick in Ratsunterlagen und städtische Mitteilungen zeigt: Die Brücken am Theo-Leuchten-Weg, am Haselnussweg oder an der Ratiborer Straße tauchen zwar regelmäßig auf, doch meist nur in Form von Prüfungen, Planungen oder Absichtserklärungen. Konkrete Bauaufträge oder Beginnmeldungen fehlen.


Dabei sind die Brücken für viele Menschen unverzichtbar. Sie verbinden Wohngebiete mit Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitflächen. Werden sie gesperrt, verlängern sich Alltagswege um bis zu einen Kilometer – häufig über verkehrsreiche Straßen. Besonders für Kinder, Senioren oder Menschen ohne Auto ist das ein Problem. „Das sind keine Luxusbrücken, das sind Lebensadern“, sagt der scheidende Ratsherr Hans Rau, der sich seit Jahren für die Sanierung starkmacht.

Ein Beispiel ist die Brücke am Ebereschenweg, deren Ersatz weiter auf sich warten lässt. Ähnlich sieht es beim Theo-Leuchten-Weg aus: Laut Stadt soll der Neubau „ab 2025“ erfolgen, doch konkrete Ausschreibungen gibt es bislang nicht. „Ab 2025 – das kann alles heißen“, kommentiert Rau. Auch die Interimsbrücke am Haselnussweg ist seit 2022 nur ein Provisorium.

Während in der Innenstadt viele priorisierte Bauvorhaben längst im Bau sind und auch schon viele innerhalb der letzten fünf Jahre von der Feststellung der Notwendigkeit bis hin zur Fertigstellung abgearbeitet sind, scheint West in der Warteschleife zu stecken. Rau sieht darin ein strukturelles Problem: „Für eine positive Darstellung der Stadt wird investiert, für den Alltag der Menschen in West fehlt die Priorität. Auch wenn die Investitionssummen in Schulprojekte als Investition in den Stadtteil gesehen werden, die Schüler dort kommen aus dem gesamten Stadtgebiet.“

Der Stadtteil zählt rund 20.000 Einwohner, viele von ihnen älter oder ohne Auto. Sie brauchen sichere, kurze Wege – keine weiteren Verzögerungen. Doch die Stadt verweist auf begrenzte Mittel und laufende Prüfverfahren.
Rau warnt vor den Folgen: „Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Anliegen keine Rolle spielen, verlieren sie Vertrauen – und wenden sich ab.“ Die niedrige Wahlbeteiligung und der Zulauf zur AfD seien Ausdruck dieses Frustes.

Sein Appell an die neue Ratsperiode ist deutlich: „Ratingen-West braucht keine Prestigeprojekte, sondern begehbare Wege.