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Velbert. Am 18. November ist der Europäische Antibiotikatag. Das hat die Helios-Krankenhausgruppe zum Anlass genommen, Mythen über das vermeintliche Wundermittel auf den Grund zu gehen.

Helios berichtet wir folgt: „Die einen nehmen sie ohne Bedenken sofort bei Infektionen ein, andere verzichten lieber darauf – Antibiotika. Wundermittel bei Krankheit oder Ursache von multiresistenten Erregern? Um Antibiotika ranken sich viele Gerüchte und Halbwahrheiten. PD Dr. Irit Nachtigall, Regionalleiterin und Fachgruppenleitung Infektiologie und Antibiotic Stewardship bei Helios hat acht Mythen rund um Antibiotika einem Wahrheitscheck unterzogen und erklärt, was stimmt und wann es sich um einen Mythos handelt.

1. Antibiotika helfen gegen Grippe und Co.

Mit Beginn der Herbstzeit beginnt auch wieder die Erkältungs- und Grippehochsaison. Eine Grippe, Erkältung, Husten oder Rachenentzündung werden allerdings durch Viren verursacht. Da Antibiotika ausschließlich bei bakteriellen Infektionen helfen, können sie bei diesen Erkrankungen nichts bewirken. „Wenn der Arzt oder Ärztin bei einer Erkältung oder Grippe zu Antibiotika rät, sollte man besser noch mal nachfragen. Denn je mehr und häufiger die weit verbreiteten Antibiotika für die falsche Erkrankung eingesetzt werden, desto mehr werden Resistenzen gefördert“, sagt Priv.-Doz. Dr. Irit Nachtigall. Auf keinen Fall sollte man auf Antibiotika bestehen, wenn der Arzt sie nicht verschreibt, denn dann ist es vermutlich keine bakterielle Infektion.

2. Durch Antibiotika wirkt die Pille nicht

Das kann richtig sein. Die Wirkung der Pille kann während der Einnahme von Antibiotika gemindert sein. Da antibiotische Medikamente einen negativen Einfluss auf die Darmflora haben, kann dies die Aufnahme der Hormone beeinträchtigen. „Dies sollte daher gegebenenfalls mit dem behandelnden Arzt oder Ärztin abgeklärt werden. Um nicht ungewollt schwanger zu werden, bieten Kondome einen zusätzlichen Schutz“, empfiehlt PD Dr. Irit Nachtigall.

3. Alkohol und Antibiotika vertragen sich nicht

Die meisten Menschen fühlen sich während einer Infektion unwohl und verspüren gar keinen Appetit auf Alkohol. Ein generelles Verbot von Alkohol während der Antibiotika-Einnahme besteht aber nicht. „Ein Glas Wein oder Bier ist bei den meisten Antibiotika kein Problem. Es gibt aber einzelne Wirkstoffe, die sich mit Alkohol nicht vertragen und in der Kombination ernste Nebenwirkungen verursachen können“, erklärt PD Dr. Nachtigall. Wer sich unsicher ist, sollte in jedem Fall Rücksprache mit seinem Arzt oder Ärztin halten bzw. in der doch meist kurzen Zeit, in der man die Medikamente nimmt, auf Alkohol verzichten.

4. Bei Besserung dürfen Antibiotika abgesetzt werden

Viele Antibiotika wirken schnell und senken die Zahl der krankmachenden Erreger stark herab, allerdings sind die Bakterien noch nicht komplett beseitigt. Auch, wenn die Symptome bereits nachgelassen haben. Generell gilt, das Antibiotikum solange und in der Dosis zu nehmen, die vom Arzt oder der Ärztin verordnet wurde. „Wer sich wieder richtig gesund fühlt, sollte mit seinem Arzt Rücksprache halten, ob die Therapie eventuell verkürzt werden kann. Unverbrauchte Reste sollten auf gar keinen Fall zu Hause gelagert und ohne Verordnung bei neuen Symptomen eingenommen werden. Reste sind immer zu entsorgen“, mahnt PD Dr. Nachtigall.

5. Milch und Sonne sollten gemieden werden

Die Aufnahme bestimmter Antibiotika kann durch Milch oder Milchprodukte beeinflusst werden. Ein entsprechender Hinweis ist immer im Beipackzettel des Präparats zu finden.

Direkte Sonneneinstrahlung sollte ebenfalls gemieden werden, weil die Haut während der Einnahme einiger Antibiotika sehr sensibel reagieren kann, dies gilt in besonderem Maße für das oft eingesetzte Doxycyclin.

6. Wenn ich selten Antibiotika nehme, kann ich nicht resistent werden

Die Aussage ist leider falsch. Menschen können gar nicht resistent werden, sondern nur die Erreger. Resistente Erreger können wiederum in jeden Organismus eintreten und stellen daher ein Problem für alle dar. „Prinzipiell sollte die Verordnung von Antibiotika sehr bedacht erfolgen, um falsche Behandlungen zu vermeiden. Denn der falsche Umgang mit Antibiotika unterstützt die Bildung von resistenten Erregern, die auf Antibiotikabehandlungen nicht mehr anschlagen. Es ist daher immer sinnvoll, die Notwendigkeit einer Antibiotikaverordnung beim Arzt zu hinterfragen“, erklärt PD Dr. Nachtigall. Wichtig ist auch, dem Arzt anzugeben, wenn man im Ausland war, denn in verschiedenen Ländern der Welt ist die Resistenzlage anders, als in Deutschland, so dass dies bei der Auswahl der Medikamente berücksichtigt werden muss.

7. Sport während der Antibiotika-Therapie ist gesund

Beim Thema Sport ist Vorsicht geboten. Der Grund für eine Antibiotika-Therapie ist eine bakterielle Infektion, die den Körper schwächt. Sport würde den Körper zusätzlich belasten und kann die Genesung verzögern oder gar einen schlimmeren Krankheitsverlauf verursachen. „Zwei bis drei Tage nach der letzten Antibiotika-Einnahme kann wieder mit dem Sport begonnen werden. Aber auch hier sollte man es langsam angehen lassen, schließlich ist der Körper kurz nach einer überstandenen Infektion noch nicht sofort wieder topfit“, empfiehlt PD Dr. Nachtigall.

8. Antibiotika schwächen das Immunsystem

Das ist falsch. Besonders bei chronischen Krankheiten, in höherem Alter, bei Stress oder bei einer schweren Infektion schafft es das Immunsystem nicht immer, gegen alle Krankheitserreger vorzugehen. Antibiotika unterstützen die körpereigenen Abwehrkräfte, indem sie Bakterien angreifen und abtöten.“