Velbert. Der Velberter Buchautor Henri Schmidt hat sein neues Buch unter dem Titel „Demontagen in Velbert“ vorgestellt. Darin betrachtet er die wirtschaftliche und politische Entwicklung in den ersten fünf Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Schwerpunkt auf Demontagen in Velberter Industriebetrieben.
Panzerketten, Munition, MG-Lafetten und Teile für Fernlenkwaffen – auch in Velbert wurden im Zweiten Weltkrieg Kriegswaffen produziert. Wie und in welchem Umfang Velberter Firmen von den Demontagemaßnahmen der alliierten Siegermächten betroffen waren, hat Henri Schmidt für sein Buch recherchiert. Dabei geht er auch auf das soziale Spannungsfeld ein, welches aus dem Stillstand der Wirtschaft und der Unterversorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln entstand.
Als die Amerikaner Mitte April 1945 in Velbert einmarschierten, erhielten rund 12.000 Zwangsarbeiter ihre Freiheit, berichtet Schmidt, die teils marodierend durch die Straßen zogen und unbestraft Vergeltung übten, weil es keinen funktionierenden Polizeiapparat gab. Der Zuzug von Tausenden Ostvertriebenen, die auch in Velbert untergebracht werden mussten, verschärfte die Lage weiterhin.
Die Militärregierung erhoffte sich von der Wiederaufnahme der Produktion eine Beruhigung der Lage und erteilte schon im Sommer 1945 erste Produktionsgenehmigungen für einzelne Betriebe. Der Produktionsausstoß war allerdings durch den von den Siegermächten festgelegten Industriebegrenzungsplan stark gedrosselt.
„Die Vergeltungsmaßnahmen der Alliierten behinderten die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zunächst“, so Schmidt. „Aus heutiger Sicht beschleunigten sie aber auch die Modernisierung der westdeutschen Industriestruktur.“ So konnten Unternehmen die Demontage-Arbeiten oft soweit verzögern, bis neue Maschinen als Ersatz zur Verfügung standen. Die Produktion musste also meist nur kurz unterbrochen werden und lief anschließend mit moderneren und effizienteren Maschinen weiter.
Von einer Volldemontage betroffen war das erst 1939 gegründete Werk 3 der Firma Bergisch Märkische Eisenwaren. Die im Volksmund auch als Hermann-Göring-Werk bezeichnete Produktionsstätte wurde komplett demontiert und nahm den Betrieb nicht wieder auf. Weiterhin von Demontagen betroffen waren unter anderem die Werke von Hülsbeck & Fürst, Heismann und August Engels.
„Demontage in Velbert“ ist im Scala-Verlag produziert und im Eigenverlag erschienen. Es ist für 16,80 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.