Einkaufstaschen mit verschiedenen Lebensmitteln auf einer Küchenarbeitsplatte.
Eigenmarken sind oft günstiger als Markenlebensmittel. Sie dienen aber auch dazu, die Marktposition der jeweiligen Handelskette zu stärken. Foto: VZ NRW

NRW. Die Verbraucherzentrale NRW ist der Frage nachgegangen, ob man mit günstigen Eigenmarken von Supermarktketten und Discountern Geld sparen kann und ob im Vergleich zu den Markenprodukten ein Qualitätsunterschied spürbar ist.


Im Interview unter dem Titel „Kommt es auf die Marke an?“ haben die Verbraucherschützer ihrem Lebensmittelexperten Frank Waskow Fragen zu Preis- und Qualitätsunterschieden gestellt. Anlass der Befragung warne auch die im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise. „Durchschnittlich 28 Prozent“, so die Verbraucherzentrale haben die Preise bei Lebensmitteln zugelegt.

In der Folge ändere sich auch das Einkaufsverhalten vieler Verbraucher. Immer mehr Menschen griffen jetzt zu den vergleichsweise günstigeren Eigenmarken der Supermarktketten und Discounter, so die Verbraucherzentrale.

Lebensmittelexperte Frank Waskow von der Verbraucherzentrale NRW informiert, wie Verbraucher auch bei Handelsmarken gute Qualität zum günstigen Preis bekommen.

Was steckt eigentlich hinter den sogenannten Handelsmarken?

Frank Waskow: „Klassische Markenprodukte muss der Handel relativ teuer einkaufen. Ein Ziel der großen Lebensmittelhändler ist es, mit den sogenannten Eigen- oder Handelsmarken unabhängiger von den Herstellern der Markenprodukte zu werden.

Nicht nur Discounter, auch die großen Supermarktketten bieten ein breites Sortiment an Lebensmitteln ohne Herstellerbezug. Bei diesem Vorgehen haben die Handelsketten fast alles selbst in der Hand: Von den Bestellmengen über die Einkaufs- und Verkaufspreise, die Produktzusammensetzung, die Verpackung bis zur Werbung. Wichtig zu wissen: Die Marge, also der verbleibende Gewinn, ist auf diese Weise für den Handel oft höher als bei Markenprodukten.

Letztlich stärken die fünf großen deutschen Handelskonzerne (Edeka-Gruppe, Rewe-Gruppe, Schwarz-Gruppe, Aldi-Gruppe und Metro-Gruppe) so auch ihre Marktmacht. Dass diese Strategie aufgeht, zeigen die Zahlen aus der Fachpresse: Handelsmarken haben aktuell einen Marktanteil von gut 40 Prozent am gesamten Lebensmittelsortiment. Der Umsatz betrug im Jahr 2022 rund 74 Milliarden Euro und hat sich damit seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt.“

Profitieren die Verbraucher von günstigen Preisen?

Frank Waskow: „Mit der Teuerung der Lebensmittel ab Sommer 2021 konnten zunächst gerade die Handelsmarken mit deutlichen Preisvorteilen gegenüber den Markenprodukten punkten. Unsere Marktchecks im März und Mai 2023 ergaben, dass in allen untersuchten Einkaufsstätten die Handelsmarken günstiger waren als die Markenprodukte. Nach unserer Analyse gab es auch kaum Preisunterschiede zwischen den Anbietern von vergleichbaren Handelsmarken. Teilweise waren die Produkte sogar zum gleichen Preis im Angebot.

Die Preise der Markenprodukte wiesen hingegen große Unterscheide auf. Gerade für Haushalte mit kleinem Budget, die verstärkt auf die Preise achten, sind die Eigenmarken des Handels wichtig.

Teilweise sehr hohe Preissteigerungen bei Handelswaren

Allerdings muss man aufpassen: Auch bei den Handelsmarken stiegen die Preise, und zwar seit Herbst 2022 um rund 19 Prozent. Damit sind sie stärker gestiegen als die der meisten Markenprodukte. Aus einer Auswertungen der Neuen Züricher Zeitung von April 2023 geht hervor, dass REWE und Aldi bei den eigenen Marken kräftig aufgeschlagen haben. Beispielsweise verteuerte sich im Zeitraum von Mai bis Oktober 2022 der Joghurt der REWE-Handelsmarke „ja!“ um 47 Prozent, während die durchschnittliche Preissteigerung von Joghurt aller Marken im selben Zeitraum nur bei 17 Prozent lag.

Wie steht es um die Qualität von Handelsmarken im Vergleich zur Premiummarke?

Das Image der Handelsmarken hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Laut einer Umfrage des Handelsmarkenmonitors 2022 sehen knapp zwei Drittel der Befragten Handelsmarken qualitativ gleich mit Herstellermarken. Zu Recht, wie die Testergebnisse der Stiftung Warentest zeigen.

Wir kommen zu einer ähnlichen Bewertung: Qualitativ gibt es zwischen den bekannten Markenprodukten und den Eigenmarken des Handels kaum Unterschiede. Wer statt nach Markenprodukten zu preisgünstigen Eigenmarken greift, erhält meist ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das gilt für konventionelle Produkte ebenso wie für Bio-Ware. Mit ihrer Strategie, nicht nur No-Name-Produkten sondern ebenfalls Premium-Eigenmarken anzubieten, versuchen die Handelsketten ein positives Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Und mit Produktinnovationen, etwa für mehr Tierwohl oder im Bio-, Vegan- oder Regional-Segment, lassen sich besonders jüngere Verbraucher gewinnen. Wir sehen in den in der Regel günstigeren Preisen der Eigenmarken gegenüber den Markenprodukten einen Vorteil für Verbraucher. Wie immer empfehlen wir aber bei jedem Produkt, den Kilo- beziehungsweise Literpreis zu vergleichen.