
Velbert. Der Rat der Stadt Velbert hat in seiner letzten Sitzung die Einführung von Elternbeiträgen für die Betreuung von Kindern in Tageseinrichtung und in der Kindertagespflege beschlossen. Ab Sommer nächsten Jahres werden Gut- und Spitzenverdiener für die Kinderbetreuung zur Kasse gebeten.
Die Kosten für die Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen machen „einen erheblichen Anteil des städtischen Haushaltes aus“ hat die Verwaltung errechnet. Von Kosten in Höhe von rund 41 Millionen Euro für ein Kindergartenjahr blieben – nach Abzug der Landes-Refinanzierung (40 Prozent) und des jeweiligen Trägeranteils (3,4 bis 12,5 Prozent) – rund 50 Prozent bei der Stadt hängen.
Die Kosten für die Kindertagespflege trage die Stadt fast komplett allein. Lediglich zehn Prozent des Gesamtaufwands trage das Land, informiert die Verwaltung. Für die Stadt blieben demnach Kosten von 4 Millionen Euro.
Kostendämpfung durch Elternbeiträge
Durch die Erhebung von Elternbeiträgen sollen diese Kosten künftig gedämpft und der städtische Haushalt entlastet werden. Der Rat hat entschieden, das die Erhebung von Elternbeiträgen ab dem neuen Kindergartenjahr 2025 startet. Dann müssen sich insbesondere Gut- und Spitzenverdiener auf Beiträge für die Betreuung ihrer Kinder einstellen.
Ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 80.000 Euro beginnt die erste Beitragsstufe. Diese hat es aber gleich in sich, denn für einen Ganztagsplatz (45 Stunden) fallen knapp 380 Euro monatlich an. Die Beiträge steigern sich mit höherem Einkommen schrittweise. Ab dem Spitzenverdienst von über 200.000 Euro im Jahr sind knapp 900 Euro monatlich zu entrichten.
Die neue Regelung sieht allerdings zahlreiche Ermäßigungen vor, die den Kita-Platz auch für Menschen mit hohem Einkommen attraktiv machen. So gelten die oben genannten Sätze für Kinder unter drei Jahren, bei älteren Kindern reduziert sich der Beitrag auf die Hälfte. Außerdem bleiben die letzten beiden Kindergartenjahre vor Schuleintritt kostenfrei. Ebenfalls kostenfrei sind Geschwisterkinder, die eine Velberter Betreuungseinrichtung besuchen.
JAEB kritisiert hohen Verwaltungsaufwand und teure U3-Betreuung
Der Jugendamtselternbeirat Velbert, kurz JAEB, sieht die Kita-Beiträge kritisch: Sie widersprächen der Attraktivität als familienfreundliche Stadt, so die Elternvertretung, die erst im Frühjahr 5.000 Unterschriften gegen die Beiträge gesammelt und an Bürgermeister Dirk Lukrafka übergeben hatte.
Kritisiert werden unter anderem die hohen Kosten für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren: Es sei nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet die „besonders wichtige frühkindliche Bildung“ kostenpflichtig sein sollte, heißt es.
Die Elternvertretung fürchtet überdies, dass viel Geld in der Bürokratie der Beitragserhebung versickert. Für die Erhebung der Beiträge seien zwei neue Verwaltungsstellen vorgesehen, die Kosten von mehr als 100.000 Euro verursachten, hat der JAEB ausgerechnet. Bei erwarteten Einnahmen von 800.000 Euro fielen demnach 12 Prozent allein für deren Erhebung an.