Velbert. „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ – so der Titel der Konzertlesung von Judy Bailey und Patrick Depuhl, die jetzt am Gymnasium Langenberg stattgefunden hat.
Angelika Stodt ist Philosophielehrerin am Gymnasium Langenberg. Als sie das Duo zum ersten Mal erlebte, war sie so begeistert, dass sie nach der Vorstellung die beiden Künstler ansprach, um sie nach Langenberg zu holen. Das Duo versprühe nicht nur eine „wahnsinnige Energie und Lebensfreude“, so Stodt, es habe auch wichtige Botschaften im Gepäck.
Judy Bailey wuchs auf Barbados auf, ihr Mann Patrick Depuhl am Niederrhein – sie lernten sich während des Studiums in London kennen und zogen schließlich in Patricks Heimat zurück nach Deutschland, wo sie mit ihren drei Söhnen in Alpen wohnen. Patrick Depuhl schreibt Texte, Judy Bailey komponiert Songs, und gemeinsam gestalten sie Konzertlesungen, die sich kritisch mit Gesellschaftsthemen befassen.
Die Konzertlesung „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ beschäftigt sich mit dem Thema Rassismus. Viele persönliche Geschichten von den eigenen Wurzeln etwa brachte das Künstlerduo mit: die Geschichte des eigenen Vaters, der in einer Anstalt des von Himmler gegründeten Lebensborn e.V. zur Welt gekommen war und lange nicht gewusst hatte, dass seine Tante in Wirklichkeit seine leibliche Mutter war. Oder die Geschichte der Menschen aus Barbados, die zu 95 Prozent von Sklaven aus Westafrika abstammten und erst 2021 ihre endgültige Unabhängigkeit erhalten hatten.
Patrick Depuhl regte mit seinen literarischen Texten zum Nachdenken an: Was bedeutet es, „farbig“ zu sein? Seine Frau sei in fast jeder Lebenslage dunkelbraun, er hingegen wechsle von pink bei Sonnenbrand zu grünlich bei Übelkeit zu gräulich im Tod – und doch werde seine Frau „farbig“ genannt.
Und wie sollten ihre Kinder wohl aussehen, wenn er doch weiß und sie schwarz sei? Grau? Dem schmunzelnden Publikum offenbarten sie mit einer großen Fotoleinwand ihrer drei Jungen, dass dies nicht der Fall sei, sondern dass sie „schön bunt“ seien.
Passend zum Titel der Konzertlesung wurden auch die Begriffe schwarz und weiß beleuchtet – „die weiße Weste“, „weiß, die Farbe der Unschuld“, oder aber „schwarzmalen“, „schwarzfahren“, „schwarzbrennen“, „Schwarzarbeit“. Sprache, die zunächst so unschuldig daherkommt, und doch schon diskriminiert, unser Denken einfärbt.
Judy Bailey holte für ihre kritischen und doch lebensbejahenden Songs nicht nur die Siebtklässler des vorangegangenen Workshops auf die Bühne, sondern auch alle Freiwilligen aus dem Publikum und animierte auch alle anderen zum Mitklatschen und Mitsingen, sodass für alle die Botschaft klar wurde, die sie mit ihren auf Englisch und somit ihrer Muttersprache gesungenen Texten vermittelte: „Do something!“ Nicht nur darüber nachdenken sondern, selbst die Welt zu einem besseren Ort machen, war die Botschaft.