Die Spendenbereitschaft der Lebensmittelmärkte hat teilweise merklich abgenommen. Deshalb sind die Regale bei der Ausgabe, hier Ehrenamtliche mit Tafelkoordinatorin Tanja Högström (r.), oft schnell leer gekauft. Foto: Mathias Kehren
Die Spendenbereitschaft der Lebensmittelmärkte hat teilweise merklich abgenommen. Deshalb sind die Regale bei der Ausgabe, hier Ehrenamtliche mit Tafelkoordinatorin Tanja Högström (r.), oft schnell leer gekauft. Foto: Mathias Kehren

Velbert/Heiligenhaus/Wülfrath. Die Tafel für Niederberg schlägt Alarm. Die Zahl der Gäste hat sich fast verdoppelt, auf der anderen Seite gibt es immer weniger Spenden. Schon jetzt gibt es Einschränkungen bei der Ausgabe.

Die Tafel für Niederberg mit ihren Standorten in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath ist seit vielen Jahren Anlaufstelle für Menschen mit geringem Einkommen oder kleiner Rente. Für einen kleinen Obulus gibt es hier eine Tüte voll frischer oder haltbarer Lebensmittel. Teilweise wird vor Ort auch ein warmes Mittagessen für kleines Geld angeboten.

„Die Zahl derjenigen, die bei der Tafel regelmäßig einkaufen, hat sich im Laufe des Jahres fast verdoppelt“, berichtet Tafelkoordinatorin Tanja Högström. In Velbert sei die Besucherzahl von etwa 70 auf rund 120 gestiegen, in Heiligenhaus von 60 auf etwa 100 Besucher. Wülfrath sei mit einem Anstieg von im Durchschnitt 50 auf 110 Personen am stärksten nachgefragt.

Alleinerziehende, Menschen mit kleiner Rente und viele Geflüchtete sorgen laut Högström für die hohe Frequenz bei der Tafel. Und es könnte noch deutlich mehr werden. „Schon jetzt häufen sich die Anfragen, unter welchen Voraussetzungen man zur Tafel kommen darf“, sagt Högström. Grund seien in erster Linie die gestiegenen Kosten für Energie und Lebenshaltung, die manche in finanzielle Schwierigkeiten brächten.

Völlig konträr zur Nachfrage hat sich die Spendenabgabe entwickelt. Supermärkte und Discounter offerierten ihren Kunden neuerdings verstärkt extrem rabattierte Lebensmittel in sogenannten „Retter-Tüten“ oder ähnlichen Angeboten, nennt Högström einen Grund dafür. Was sie unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit durchaus begrüßenswert findet, fehle jedoch ganz real beim Angebot der Tafel. „An manchen Samstag fahren unsere Ehrenamtlichen mehrere Supermärkte an, ohne auch nur eine Spende zu bekommen“, nennt Högström ein wachsendes Problem für das Tafel-System.

Der Mangel an Ware führe schon jetzt teils zu leeren Regalen bei der Ausgabe, berichtet Monika Hülsiepen, Standortleitung in Velbert. Teilweise wechselten die Leute auch zu anderen Ausgaben, wo es manchmal noch etwas mehr Angebot gebe.

Sollte sich an der Situation nichts ändern, müssen künftig vermehrt Kunden abgewiesen werden. „Schon jetzt werden neue Tafelkunden nur einmal pro Woche bedient“, nennt Tanja Högström eine erste Konsequenz aus dem Mangel an Ware. Falls sich die Lage nicht entspannt, könnten bald wohl auch Bestandskunden betroffen sein.

Konkret braucht die Tafel für Niederberg zurzeit vor allem Lebensmittel- und Geldspenden. Finanzielle Unterstützung ist mehr denn je erforderlich, da auch die Tafel selbst mit ihren Kühlhäusern und den vielen Lieferfahrten stark von den gestiegenen Energiekosten betroffen ist. Wer ehrenamtlich aktiv werden möchte, ist auch gerne gesehen.

“Mein Traum wären 1.000 Menschen, die je 10 Euro im Monat spenden“, sagt Tafelkoordinatorin Högström, „damit wären die Fixkosten gedeckt“. Wer helfen möchte, den für Bedürftige so wichtigen Tafel-Betrieb zu unterstützen, kann sich melden unter Tel.: 02051/ 4170042 oder E-Mail: [email protected]. Weitere Informationen auch unter https://www.bergische-diakonie.de/tafel.